laut.de-Kritik
"Irgendein Depp mäht irgendwo immer ..."
Review von Kai KoppReinhard Mey ist in deutschen Landen längst eine Institution. "Ein Stück Musik von Hand gemacht. Eine Stimme, die sich anhört, als ob jemand singt, eine Gitarre, die noch nach Gitarre klingt". Treffender als er sich selbst wortgewandt besingt, könnte ihn kein Kritiker beschreiben.
Mit steter Beharrlichkeit produziert er alle zwei Jahre ein neues Album und geht auf ausgedehnte Konzertreise. Stets mit den neuen Songs im Gepäck. Obwohl es für ihn leichter wäre, mit einem Best Of - Repertoire in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen, ist ihm diese Art musikalischer Lorbeerausruherei lästig.
Traditionsgemäß erscheint im Anschluss an die Tournee ein Live-Album. Das ist auch mit "Klaar Kiming" der Fall, der Doppel-CD zur 60 Konzerte umfassenden "Rüm Hart" Tour 2002. Die Titel basieren auf dem friesischen Ausspruch "Rüm Hart, klaar Kiming" - Großes Herz, weiter Horizont.
Deutschlands berühmtester Liedermacher erreicht seit je her die Herzen seiner Hörerschaft mit authentischer Ehrlichkeit, hintergründigen Texten und einem schnörkellosen, unverstellten Vortrag. In schnelllebigen Zeiten leichten Entertainments und trivialer Berieselung mag sein Erfolgsrezept auch 25 Jahre nach dem Debüt noch überzeugen und neue Horizonte eröffnen.
Nicht umsonst spielt er nach wie vor in ausverkauften Hallen, wird zum Bundesverdienstkreuzträger und engagiert sich in unzähligen sozialen Projekten. Seine hintergründigen Texte beschäftigen sich wie gewohnt mit ernsten politischen und sozialen Themen ebenso wie mit Nachbarschaftspossen ("Irgendein Depp mäht irgendwo immer") und den netten Nichtigkeiten des Lebens.
Für die echten Reinhard Mey Fans hält der Meister geistreicher Unterhaltung eine Doppel-DVD bereit, die das Konzert vom 18. Oktober in Dresden dokumentiert. Angereichert mit Statements von Reinhard, seiner Frau und seinen Kindern, einem Special über die Produktion des letzten Albums und Äußerungen namhafter Kollegen (Xavier Naidoo, Götz Alsmann u.a.) sind die Filmsilberlinge für wahre Anhänger ein Muss.
1 Kommentar
Die Live-CD profitiert gegenüber der Studio-CD "Rüm Hart" durch die weggelassenen Effekte. Nur Stimme und Gitarre. Dazu leitet Mey mit Anekdoten und Ansichten von Lied zu Lied, was teilweise sehr unterhaltsam und informativ sein kann.