laut.de-Kritik
Angestaubtes Starr-Ensemble gibt eigene Hits zum Besten.
Review von Giuliano Benassi"Wie heiße ich?", fragt Ringo Starr am Ende des Openers "It Don't Come Easy". "Ringo!", ruft das vergnügte Publikum. "Das ist der Grund, weshalb ich hier bin", lautet die überraschend ehrliche Antwort. Wäre er unter seinem bürgerlichen Namen Richard Starkey aufgetreten, hätte sich wohl kaum jemand für ihn interessiert. 'Ringo' dagegen steht trotz melancholischer Gesichtszüge für Frohsinn und Spaß. Und vor allem: für die Beatles.
Während sich Paul McCartney 2003 in den größtmöglichen Arenen austobte, begnügte sich sein ehemaliger Drummer mit Sporthallen und Casinos. Im Gepäck hatte er eine Auswahl an bekannten Liedern und seine All-Starr Band, die aus Paul Carrack (Keyboards), John Waite (Bass), Colin Hay (Gitarre), Mark Rivera (Saxophon) und Sheila E. (Schlagzeug) bestand. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen an Musikern, deren Glanzzeit in den 80er Jahren lag.
Kein Wunder also, dass an der Veranstaltung eine spürbare Staubschicht klebt. Mit Ausnahme von "Memphis In Your Mind" bleibt Starrs 2003er Album "Ringorama" unbeachtet. Stattdessen greift er auf sein erstes gesungenes Stück bei den Beatles ("Boy", 1963) und das kaum jüngere "Honey Don't" (1965) zurück. "Yellow Submarine" leiert er mit wenig Begeisterung runter, wie auch "Don't Pass Me By", das einzige Stück aus seiner Feder. "With A Little Help From My Friends" ist zum Schluss durchaus wörtlich zu verstehen: Nicht nur gibt Starr Material anderer wieder, er lässt auch noch seine Begleitband den Hauptteil des Konzerts bestreiten.
Den Anfang macht Paul Carrack mit "How Long". Colin Hay darf "Down Under" seiner Men At Work zum Besten geben, bevor sich John Waite an "When I See You Smile" von Bad English wagt. Sheila E.s Beitrag lautet natürlich "Love Bizarre". Nach einem Starr-Intermezzo geht es wieder von vorne los: "Living Years (Carrack/Mike And The Mechanics), "Missing You" (Waite), "Glamorous Life (Sheila E./Prince) und "Who Can It Be Now" (Hay/Men At Work).
Zwar ist die Begeisterung der Beteiligten zu spüren, dennoch entsteht das ungute Gefühl, eine "Best Of The 80s" eines TV-Direktversands in den Händen zu halten. Schade, denn trotz seiner zu unrecht belächelten Gesangs- und Schlagzeugtechnik kann Starr durchaus gute Stücke vorweisen. Wo sind etwa sein Nummer 1-Hit "Photograph" oder die George Harrison-Hommage "Never Without You"? Gar "Octopus' Garden"? Alles Fehlanzeige. Wie auch der größte Teil dieses Albums.
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