laut.de-Kritik
Ein dickes Punk-Sammelalbum.
Review von Ulf KubankeDas "Endgame" ist bereits zwei Jahre her, aber die neue CD kommt erst 2014: Für das musikalische Wartezimmer kredenzen Rise Against ein schönes Übergangsalbum voller B-Seiten, Outtakes, Compilation-Beiträge und Cover. Insgesamt ein Fest für Fans und Quereinsteiger.
Zwar erblickten die meisten Tracks das Licht der Öffenbtlichkeit bereits auf verstreuten Samplern, doch das schadet der musikalischen Qualität erst mal nicht. Die Bündelung macht Sinn, um diese sehr guten Songs vor der Versenkung zu bewahren.
Die große Leistung der Amerikaner: Alles fügt sich so organisch zusammen, als sei dies ein reguläres Studioalbum. Nicht übel für Lieder, die aus komplett unterschiedlichen Phasen stammen. Einmal mehr erweisen sich die Mannen um Timothy James McIlrat als vielseitige Könner ihres Gitarrenfachs. Egal ob fette Core-Passagen, von Folk beeinflusstes Material oder melodisch angepunkter Rock. Alles gelingt ihnen technisch perfekt und im Ausdruck inspiriert.
Freunde der aktuellen Kompositionen werden die Rockmonolithen "Lanterns", "Blind" und "Elective Amnesia" sicherlich vergöttern. Kaum zu fassen, dass die Band diese Stücke einst auf B-Seiten verramschte. Wer die härtere Schule ihrer alten Platten bis einschließlich "Revolution Per Minute" mag, ist mit Liedern wie "Grammatizator" auf der sicheren Seite.
Selbst die Coverversionen, die bei anderen Bands oft nach krampfiger Pflichtübung klingen, erhalten hier Verve und Eigenständigkeit. Songs von Credibility spendenden Legenden wie Minor Threat ("Minor Threat"), Sick Of It All ("Built to Last") oder den Urvätern Black Flag ("Nervous Breakdown") kommen in der Rise Against-Version angemessen aggressiv, hart und dreckig rüber.
Von Schreddermeistern wie Henry Rollins geht es dann in herrlich krude Gefilde. Journeys AOR-Hymne "Anyway You Want It" lässt einen Hauch Radio-Sonnenschein herein. Höhepunkt der Ausdrucksstärke bilden die beiden Varianten von Springsteen und Dylan. Traditioneller Americana-Stoff liegt Rise Against recht gut. Sir Bobs "Ballad Of Hollis Brown" findet den roten Faden zwischen filigranem Eingrooven und rotzigem Auskotzen. Als Krönung dann Springsteens "Ghost Of Tom Joad": Gemeinsam mit Wayne Kramer und Tom Morello fackeln sie eine schneidige Rise Against The MC5 Machine-Version ab.
So erweist sich "Long Forgotten Songs: B-Sides & Covers 2000-2013" als tolle Überbrückung zum neuen Kapitel, die das Zeug hat, in Fankreisen als eigenständiges Album wahr genommen zu werden.
1 Kommentar
In der Tat eine sehr nette Compilation um endlich mal die verstreuten B-seiten, Bonus- und EP-Tracks im Regal zu haben, da nicht wenige von denen (z.B. Lanterns, But Tonight We Dance und das Brett Death Blossoms, dass bisher nur auf Guitar Hero (!) veröffentlicht wurde) große Klasse sind. Nettes Schmankerl zum Schluss sit echt das Springsteen Cover (was der Boss mit Morello selbst ja schon in dieser Fassung live performt hat, hier aber mit Brian Fallon von The Gaslight Anthem um eine großartige Stimme erweitert wird).
Oh und Blind ist übrigens auch ein Cover, von Face To Face