laut.de-Kritik
Ein Nischenprodukt voller Herzblut.
Review von Kai ButterweckMit Nischenprodukten ist das ja immer so eine Sache. Auf der einen Seite hat man die Nerds, die sich leidenschaftlich im Mainstreamfremden suhlen, während auf der anderen Seite der vermeintliche Normalo-Mob mit verschränkten Armen und grimmigem Blick nur mit den Schultern zuckt. Auch die drei kanadischen Flanellhemd-Rocker von River Giant dürften mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum nur schwerlich den Weg in die Redaktionsräume gängiger Radiostationen finden, doch werden Freunde unkonventioneller Blues-Grunge-Kunst dafür um so lauter applaudieren.
Bei den River Giant-Verantwortlichen Liam O'Connor (Drums), Kyle Jacobsen (Gitarre, Gesang) Trent Schriener (Bass) steht vor allem das unbändige Verlangen nach Basisorientiertem im Vordergrund, fernab von Neo-Einschüben, die ihre geliebten Branchen in den Fokus der breiten Masse katapultierten.
Mit zähem Blues-Folk ("Out Here, Outside", "Ra Ra", "Feel Like"), doomigem Grunge ("I Permute This Marriage", "Fast Heart"), treibenden Neil Young-Anleihen ("Taylor Mountain") und archaischen Country-Verneigungen ("Missing You") adeln die drei Kanadier die Startphasen von Bands wie Pearl Jam, The Black Crowes und Band Of Horses.
Garniert wird das Ganze mit beeindruckenden Harmoniegesängen aller Beteiligten, vertrackten Rhythmusspielen und einem stetigen Wechsel zwischen laut und leise. Immer wieder schiebt sich akzentuiert Sanftes vor die crunchigen Gitarren, während sich Sänger Kyle Jacobsen mit näselndem Neil Young-Timbre mit leidenschaftlich und inbrünstig in den Mittelpunkt drängt.
River Giant präsentieren sich auf ihrem Debüt als detailverliebtes Augen-zu-Kollektiv. Stets die B-Seiten, Raritäten und Proberaum-Jam-Sessions ihrer Helden in den Ohren, versinken die drei in einem Meer aus tiefgreifenden Klängen, die die meisten Nirvana, Pear Jam und Neil Young-Quereinsteiger heutzutage wohl nur vom Hörensagen kennen. Die drei kanadischen Wurzel-Liebhaber werden am Ende des Jahres wohl nur wenige Red Carpet-Stories zu erzählen haben; dafür fließt demnächst aber wieder literweise Frischblut durch alte DieHard-Herzen.
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