laut.de-Kritik
Tiefschwarze Melancholie und ein Hauch von Reue.
Review von Mathias DeneckeDass man sich zu "True Devotion" bequem zurücklehnen und in den Himmel starren kann, ist nur teilweise richtig. Die harmonischen Melodien dienen wie schon bei den vorangehenden Langspielern als Träger für tiefschwarze Melancholie und einen Hauch von Reue.
Im Gegensatz zum Vorgänger "The Brag" gibt es inhaltlich wie musikalisch keine Experimente und große Neuerungen. Rocky Votolato singt sich in der subjektiven Erzählperspektive in die Köpfe der Hörer und manifestiert dort seine sukzessiv düster werdende Weltanschauung.
Der Texaner arbeitete für die Platte wieder mit Casey Foubert zusammen und komplettiert mit Rob Pope von Spoon und Andrew Hartley, der schon bei der Vorgängerband Waxwing spielte, die Besetzung. Der Multiinstrumentalist Votolato und sein Mitspieler produzierten die neue Platte bis auf zwei Lieder komplett in Seattle.
Die bekannten Themen Freiheit, Liebe, finales Ankommen und das Zurückwünschen in bessere Zeiten dominieren onomatopoetisch aufbereitet die Platte und sind somit gut konsumierbar. Sehr gelungen ist z.B. die Beschreibung eines Neujahrstages in der ersten Single-Auskopplung "Sparklers", in der der wehmütige Sänger in einer einzigen Metapher den ersten Tag im neuen Jahr zusammenrafft.
Doch es werden auch versöhnlichere Inhalte besungen. Der Sänger reflektiert vermehrt sein Handeln gegenüber einem impliziten Adressaten-Du und findet damit einen adäquaten Abnehmer für sein Leiden. "Er zeigt uns wo er ist, wo er herkommt und wo er hin will", so das Label.
Die zeitweise an Ryan Adams in seinen weichesten Liedern erinnernde Stimme verleiht dem Gesamtbild einen authentischen Charakter. Rocky Votolato überlässt es dem Rezipienten, wo er die Linie zwischen autobiografischem Fakt und Fiktion ziehen will.
"True Devotion" bringt nichts Neues mit sich, ergänzt aber das Gesamtwerk des Singer-Songwriters gut.
Mit dem mehrgehaltigen Albumtitel appelliert der Texaner an seine Zuhörerschaft, sich kontemplativ den besungenen Welten hinzugeben. Sonst ist die Platte empfehlenswert für alle Nebelverwöhnten, die von dem feuchten Grau nicht genug bekommen können.
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