laut.de-Kritik
Rod Stewart ist eben kein Robbie Williams ...
Review von Stefan JohannesbergNach Santana und Mick Jagger nimmt mit Rod Stewart ein weiterer Altrocker die Hilfe von Labelboss und Meisterproduzent Clive Davis in Anspruch, um an frühere Erfolge anzuknüpfen. Die große Frage lautet nun, ob Rod wie der Rolling Stones-Frontmann kommerziell mit wehenden Fahnen untergeht, oder ob er wie der Gitarrengott im Herbst seiner Karriere noch mal an die Spitze zurückkehren kann.
Mit "The Great American Songbook" wagt sich der Schotte jedenfalls auf ungewohntes Terrain vor und interpretiert 14 amerikanische Swing-Klassiker der 30er Jahre. Unterstützt wird er dabei von exquisiten Musikern wie den Saxophonisten Dave Koz und Michael Becker. Doch trotz solch professionieller Hilfe und Rods Reibeisenstimme ist das "Songbook" eine eher ruhige, ja fast konservative Platte geworden.
Wer vom früheren Sexsymbol großes Pop-Entertainment à la Robbie Williams oder Frank Sinatra erwartet, wird enttäuscht. Rod Stewart verzichtet bei seinen Coverversionen u.a. von Gershwins "They Can't Take That Away From Me", dem Evergreen "These Foolish Things" oder "The Way You Look Tonight" auf jegliche Experimente. Nur der glasklare Sound macht den (zeitlichen) Unterschied deutlich.
Dabei hätte gerade einem Rock'n'Roller seines Kalibers etwas mehr Mut zum Risiko gut zu Gesicht gestanden. Doch selbst den Stewart-Fan beschleicht mitunter das Gefühl, das sein Liebling hier nur Auftragsarbeit erledigt. Gelangweilt und von besseren Zeiten träumend sitzt Rod am kaputten Klavier einer schäbigen Hafenkneipe und trauert seiner "Maggie May" und den wilden Zeiten als "Young Turk" hinterher. So der Eindruck.
Vielleicht erwartet man einfach zu viel von dem Team Davis/Stewart. Vielleicht sind Rods stimmliche Fähigkeiten limitierter, als man gemeinhin denkt. Doch vielleicht liegt auch gerade in jener schlichten Umsetzung der Swing-Evergreens eine versteckte Stärke, die erst bei mehrmaligen Hörens aufblüht - wer weiß. Fest steht jedenfalls, dass sein "American Songbook" kein Alltime-Klassiker wie etwa "Supernatural" geworden ist.
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