laut.de-Kritik
Reibeisen-Rod als hemdsärmliger Altrocker
Review von LAUT-RedaktionRod Stewarts "Great American Songbook" stellt eindrucksvoll unter Beweis, warum das Format der DVD ihrer CD-Schwester haushoch überlegen ist. Schmeckten die gecoverten Swing-Klassiker auf dem Album noch wie ein fader Robbie Williams-Aufguss, haucht die visuelle Live-Interpretation den Songs wesentlich mehr Leben ein. Von Special Features wie Photogalerie, Interviews oder Video einmal ganz zu schweigen.
Mittelpunkt bleibt natürlich das Konzert. Oder die Konzerte? Reibeisen-Rod tritt mal als hemdsärmliger Altrocker mit Band, mal als fracktragender Sinatra-Anhänger mit Orchester in Erscheinung, ohne dass der Zuschauer erkennen kann, ob es sich um den selben Auftritt handelt. Zu abrupt wechselt Stewart am Anfang und Ende zwischen Pop-Hits wie "Forever Young" oder "Maggie May" und den neuen "American Songbook"-Songs.
Dieses kleine Durcheinander bleibt zum Glück aber der einzige Schönheitsfehler. Zwar verliert der schottische Sänger das Entertainer-Duell gegen den allgegenwärtigen Möchtegern-James Bond, doch wer mit hundert Jahren noch immer so ausdrucksstark krächzend und elegant über die Bühne trabt, verdient Respekt. Das Publikum fest im Griff überzeugt Rod gerade bei den balladesken Swing-Stücken wie "The Very Thought Of You" oder "That's All".
Einen Höhepunkt der etwas anderen Art setzt Stewart mit den einleitenden Worten zum Tom Waits-Cover von "Downtown Train", deren Inhalt jedoch nicht verraten wird. Ansonsten kommunziert die lebende Legende wenig mit den Fans, sondern hält den Ball genauso angenehm flach wie sich die dezent-blaue Light Show im Hintergrund. Zudem unterstreicht die ruhige Kameraführung die kaminkompatible Wohnzimmeratmosphäre.
Die DVD-Extras schlagen in eine ähnliche Kerbe. Im Interview melden sich Label-Mogul Clive Davis und Produzent Phil Ramone lobend zu Wort, während Rod kleine Einblicke in die Studioarbeit zu "The Great American Songbook" gewährt. Alles abgeklärt ohne Effekthascherei vervollständigen die Specials den sympathischen Gesamteindruck. Zum Schluss zwei Geheimtipps: Weibliche Rod-Fans schauen sich die Photos an, Stewart'sche Machomänner achten dagegen mal auf die sexy Saxophonistin.
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