laut.de-Kritik
Der Sänger der Söhne Mannheims tritt aus Naidoos Schatten hervor.
Review von Diana GeyerDass wir was ändern müssen, ist uns allen bekannt. Doch bleiben wir auf dieser These sitzen. Es gibt viel zu ändern. Die Welt, das eigene Leben, das Land, die Musik oder ein Plattencover. Stahlhofen in verspielter Rückenansicht, wie sein nackter Arsch aus der leicht geöffneten Jacke blinzelt, ist zumindest schon mal optisch provokant. Damit ist ein guter Anfang in Richtung Erfolg, zumindest bei den Frauen, gemacht.
Stahlhofens Debütalbum "Zeit Was Zu Ändern" entstand gemeinsam mit Alfred Kritzer. Der ist Keyboarder und Arrangeur von Herbert Grönemeyer. Rolf schlägt aber eher die Richtung Xavier Naidoos ein. Mit gefühlvollen Balladen, souligen Liebesliedern, Reggae-Einlagen und einer ordentlichen Portion Party-Funk stellt er ein gefühlvolles Album zusammen. Schon in den ersten Sekunden von "Happy" tritt der "gut gereifte 68er Jahrgang" aus dem Schatten Xavier Naidoos hervor. 'Rolfis' glasklare Stimme eilt ohne Stolperer die Tonleiter rauf und runter. Beeindruckt von Volumen und Power der Stimme lässt man sich gern auf den belehrenden Text ein.
"Große Mädchen Weinen Nicht" war die Debütsingle und kam im Juni auf den Markt. Stimmlich wird sie von den anderen Songs der Platte um einiges überboten. Ruhige Gitarrenklänge leiten den Titel-Song des Albums ein. Im weiteren Verlauf steigert sich die sanfte Stimme zum Mega-Brüllorgan, das mit den Backgroundsängern und den Basseinlagen die Treter jedes Zuhörers in Bewegung versetzt.
Zeit zum Erholen lassen einem die folgenden Balladen wie z.B. "Bis wir uns wieder sehen". Mit dieser Stimme könnte er durchaus die Top 10 erobern. In "Halt mich fest" fleht Stahlhofen seine Liebe an, ihn nicht gehen zu lassen. Sobald der Song in den Läden steht, will ihn bestimmt keiner mehr gehen lassen. Es ist das gefühlvollste und stimmlich überzeugendste Stück des Albums. Das folgende Lied sollten wir "Besser jeden Tag" hören, denn es ist mit seinen Reggae- Klängen und den Rapeinlagen der absolute Hype.
Die Texte, unter anderen "Lüge" und "Tun dagegen", vermitteln eine provokante Grundstimmung mit Mut zur Veränderung. Sie handeln vom Kampf in der ungerechten Welt, von Fragen, ob das Leben eine Lüge sei, und rufen zur Eigeninitiative auf. Die Texte enthalten viel Kritik am Staat: sie bemängeln fehlendes Selbstbestimmungsrecht, Chancenungleichheit, Beeinflussung des eigenen Handelns und die Kluft zwischen Arm und Reich.
"Head over heels" ist der ideale Ausstieg, den Stahlhofen mit Reggae anstimmt und soulig weiterführt. Ein letztes Mal verzaubert er mit seiner tiefgründigen, engelsgleichen Stimme und lässt uns mit verträumten Blick und "Elefantenpickeln" zurück. Zutiefst befriedigt von seiner Leistung kann man Deutschlands neuen Soulking zitieren: "Nur so'n klitze-kleines Leuchten irgendwo am Horizont, ein Zeichen oder so. Nur die Sicherheit und das Wissen, dass der weite Weg sich lohnt, dass der weite Weg sich lohnt." Zumindest der Weg in den Plattenladen, der lohnt sich!
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