laut.de-Kritik
Nach 40 Jahren ein erstes Best Of-Album - mit vier neuen Songs.
Review von Eberhard DoblerDie Rolling Stones gehören zu den außergewöhnlichen Bewohnern dieses Planeten. Frontmann Mick Jagger ist eine lebende Legende, denn ein Großteil der Erdbevölkerung dürfte schon von ihm gehört haben. Und welcher lebende Rockstar kann das von sich behaupten? Die Stones sind im wahrsten Sinne des Wortes Pop-Geschichte. "Faszinierend" würde Mr. Spock sagen.
Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Co. spielen längst in einer eigenen Liga. Während Gitarrist Richards mit Jack Daniels-Flasche in der Hand noch immer seinen Ruf als saufender Rock-Rüpel verteidigt, macht Jagger, von seinen legendären Qualitäten als Liebhaber mal abgesehen, als seriöser Geschäftsmann und Familienvater von sich reden. Beide verkörpern auf ihre Weise ein Stück echten Rock'n'Roll.
Denn ohne die "Fuck off"-Attitüde eines Richards macht das Rock-Biz beim besten Willen keinen Spaß. Und wer mit Musik Geld verdient, muss sein geschäftliches Schicksal oftmals selbst in die Hand nehmen, will er nicht über den Tisch gezogen werden. Nach 40 Jahren Rolling Stones haben sich nun auf Anstoß Jaggers erstmals die beiden Labels ABKCO und Virgin, bei denen die Band im Laufe ihrer Karriere unter Vertrag war, auf ein repräsentatives "Best Of"-Album geeinigt.
Die Retrospektive, bestehend aus zwei CDs mit jeweils 20 Tracks, enthält alle Band-Klassiker, die Rang und Namen haben: "(I Can't Get No) Satisfaction", "Street Fighting Man", "Jumpin' Jack Flash", "Sympathy For The Devil", "Honky Tonk Woman", "Brown Sugar", "Start Me Up", "Miss You" und wie sie alle heißen. Und das Beste daran: Hört man Songs wie "Gimme Shelter" (1969), wird schlagartig klar, dass die Stones schon vor Jahrzehnten cooler waren, als es die Masse heutiger Rockbands je sein wird.
Für die "Best Of" haben die Briten vier exklusive Songs eingespielt, darunter die Single "Don't Stop", ein typisches spätes Stones-Stück. Derzeit touren sie um die Welt. 2003 ist Europa an der Reihe. Dann sollte man eigentlich trotz horrender Eintrittspreise ein Konzert der Rock-Dinosaurier aufsuchen. Warum? Immerhin geht es um Geschichte. Und wer will die nicht live miterleben ...
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