laut.de-Kritik
Hommage an Irland: Covers von U2, Van Morrison etc.
Review von Annika FeldmannEx-Boyzone-Star Ronan Keating bleibt unermüdlich am Start. Ja genau. Der eine, der nach oder neben seiner Boygroup noch eine Solokarriere gestartet hat: "When You Say Nothing At All" oder "Life Is A Rollercoaster - na, klingelts?
Für sein mittlerweile sage und schreibe zwölftes Soloalbum ließ sich Ronan etwas Besonderes einfallen: Es ist (bis auf den Closer) ein Coveralbum! Aber kein wahl- oder konzeptlos zusammen gestelltes, nein! Keating intoniert ausschließlich Lieder irischer Künstler*innen. Die Platte soll Einblicke in die Musikgeschichte seiner Heimat und auch seine eigene gewähren.
Klingt erst mal nach einer schönen Idee. Und der Eindruck hält auch die ersten paar Songs lang an. Dann aber dämmerts langsam: Jedes der Stücke verschwindet wie ein Pizzastück unter derselben riesen Portion Mozzarella-Cheese. Und so steht am Ende eher eine Mischung aus "Frozen" und "Hannah Montana" als alles andere. Wäre "SingStar" noch ein Ding, gäbe es in jedem Fall eine eigene "Songs From Home"-Edition.
Keatings' Version von Van Morrisons Hit macht noch Spaß und mit prägnanter Bassline, schicken Chords, Bläser-Einsätzen und leichter John Mayer-Stimmung Lust auf einen Roadtrip "Into The Mystic". Leicht geht auch das ausgewogen harmonische "No Frontiers" runter, bei dem die Originalinterpretin Mary Black als Featuregast auftritt und den Song eindeutig.
Klischeehaft at its best gibts bei Johnny Duhans' "The Voyage" die volle Dröhnung irische Fiddles und Flöten. Da reiht sich die theatralische Betonung der Lyrics bei "Where The Streets Have No Name" (U2) und dem Hoedown-Throwdown-Banger "Heyday" von Mic Christopher ein.
"This wasn't meant to be no sad song" heißt es auf dem Paul Brady-Cover "The Island", das im unbekannten Original mit John Lennon-Vibes ein echter Hit ist. Zeilen wie "And in the еvening when there's no one around / We'll make love to the sound of the ocean" verlieren im kitschigen Pop-Mantel Keatlings aber an Ernsthaftigkeit.
Leider nimmt Ronan dann auch dem eigentlich hitverdächtigem "The Blower's Daughter" (Damien Rice) - im Original verdammt herzzerreißend - die Emotionen. Durch die nicht enden wollende Steigerung mit immer mehr Drums, dramatischen Streichern und verzweifeltem Gesang verfliegt die Authentizität Stück für Stück. Bei der Nummer unterstützt ihn seine Frau als Duettpartnerin: Auf eine Akustikversion heruntergebrochen, hätte dies aufgrund der schön harmonierenden Stimmen ein Highlight werden können. Denn auf dem Piano-basierten "The Parting Glass", einem irischen Volkslied, funktionert genau das bestens.
Auch Keatings eigener Track, das vergleichsweise zurückhaltende, wenn auch etwas zu schwülstige "Set In Stone" gehört zu den stärkeren Nummern: "Love is a home / These walls keep us warm / Even in the eye of the storm / I know we're unbreakable" kreiert er das passende Grand Finale.
Sich die im Original hitverdächtigen Songs zur Brust zu nehmen, ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Und an einigen Stellen sorgt Keating auch für ein anerkennendes Kopfnicken. Die meiste Zeit aber über hüllt er sein Projekt einfach in zu viel gefälligen Musical-Kitsch.
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