laut.de-Kritik
Der 'Missing Link' zwischen Beach Boys und Weezer.
Review von Mathias MöllerBis jetzt ist der Sommer in hiesigen Gefilden ja recht durchwachsen, und auch der europäische Süden hält um diese Jahreszeit noch nicht, was er sonst verspricht. Bleibt dem Sonnenhungrigen eigentlich nur der Fernurlaub. Dom-Rep? Überlaufen! Seychellen? Wer soll das bezahlen? Die Alternative: Kalifornien. Flüge sind zwar teuer, aber der Dollar steht gut. Und wie heißt es so schön: "It Never Rains In Southern California"!
Doch ich sage euch, spart eure hart verdienten Penunzen. Investiert lieber in eine Sonnenbrille und Rooney. Nicht Wayne Rooney, sondern diese fünf Sonnyboys aus Kalifornien, die so tapfer die Insignien des Sunshine State hochhalten. Vorne auf dem Album der Bär der Staatsflagge, hinten auf dem Booklet die Jungs am Strand. Beach Boys halt.
Da verblüfft es nicht, dass gleich der Einstieg an das musikalische Aushängeschild der Sechziger erinnert. Beginnt "Blueside" noch recht Retro, klingt der Refrain nach Beach Boys pur. Backgroundsingsang galore macht die Nummer fast schon unausstehlich eingängig. Ich will ein kühles Getränk! Oder einen unendlichen Ozean! So erweist sich auch "Stay Away" als zeitgemäße Huldigung an die Helden von damals. Schnörkelloser Powerpop, wie ihn Phantom Planet (früher) nicht besser gemacht hätten. Füße wippen, Finger schnipsen wie von alleine, ja, diese Platte ist Summer Feeling und sonst nix.
Pophistoriker werden beim ersten Hören von "If It Were Up To Me" oder "Daisy Duke" mit der Zunge schnalzen. Hier scheint der "Missing Link" zwischen Beach Boys und Weezer gefunden. Gut, Rooney Robert Carmine klingt nicht grade nach Rivers Cuomo, aber sie haben diese wunderbare Gitarre, diesen klebrig-süße Sound, den selbst das Salzwasser des Pazifik beim Surfen nicht rauszuspülen vermag.
Spätestens hier muss man Rooney ins Herz geschlossen haben. "I'm A Terrible Person" setzt mit großartigem Keyboard-Georgel noch einen drauf, so viel Kalifornien-Sommer-Gute Laune geht ja fast gar nicht. Umso erstaunlicher die Stimmungs-Kehrtwende, die mit "Popstars" vollzogen wird, einem fiesen Seitenhieb auf die Britneys der Branche, die "Killers of rock and roll". Doch die Wolken bleiben nicht lange, und schon mit "I'm Shaking" rocken sich Rooney wieder das sonnige Gemüt aus dem Leib.
Auch das langsam schunkelnde "That Girl Has Love" geizt nicht mit Weezer-Anleihen, da bietet sich jemand als legitimer Nachfolger an. Doch Rooney verleihen ihrer Musik einen individuellen Twist, sie nur durch Vergleiche mit anderen Bands zu charakterisieren wäre ungerechtfertigt. In Sachen Sonnenscheindauer ist auf die Jungs Verlass, sie vertreiben jede Lust auf die Ferne. Alles was der Sommer braucht, ist der richtige Soundtrack, und den liefern Rooney frei Haus.
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