laut.de-Kritik
Zurückhaltend und rätselhaft, ganz ohne Samba-Getöse.
Review von Kai KoppObwohl Rosanna & Zélia aus Brasilien stammen, unterscheidet sich ihre Musik wohltuend von der Mainstream-Latin-Schwemme, der Deutschland seit Jahren wehrlos ausgeliefert ist. "Wir kommen aus Minas Gerais, einem Landesteil mit einer ganz anderen Musiktradition, kaum beeinflusst vom Samba." Dieser Umstand ist für ihre Andersartigkeit verantwortlich und hebt sie aus dem Meer von Veröffentlichungen wohltuend hervor.
Über die Mentalität der Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landstrichs erzählen die beiden: "Die Mineiros verstehen es, über ihre Pläne und ihre wirklichen Meinungen Stillschweigen zu bewahren. Sie gelten in Brasilien als zurückhaltend und rätselhaft". Ebenso wie die Musik von Rosanna & Zélia.
"Águas-Iguais" wartet nicht mit wildem Samba-Getöse auf, sondern schärft das Ohr für eine anderes Brasilien – fernab jeglicher Latin-Klischees. Das dritte Album der in Deutschland lebenden Künstlerinnen stellt Romantik, Lyrik und Poesie in den Vordergrund. Gefühlvolle Songs voller Schönheit, Sehnsucht und einem Hauch Melancholie. Eingebettet werden ihre magischen Melodien in Akkordeon- und Bandoneonklänge, akustische Gitarren, Streicher und dezente Perkussion.
Unterstützung erfahren sie dabei von zahlreichen Gästen, von denen Katharina Franck (Rainbirds) und Paulinho Santos (Philipp Glass, Paul Simon) die hierzulande bekanntesten sein dürften. Ihre Inspiration beziehen Rosanna & Zélia aus ihren kulturellen Roots, die sie in Deutschland mit anderen Augen wahrnehmen. "Fern der Heimat erkennt man seine Kultur ganz anders, lernt sie besser zu verstehen. Hier in Europa haben wir ganz wertfrei die Schönheit des Bossa Nova entdeckt".
Diese Schönheit transportiert "Águas-Iguais". Keine Rhythmus-Gewitter, keine schmetternden Bläser, keine schweißtreibenden Grooves. Rosanna & Zélia punkten mit der Macht der ruhigen Klänge, die ihre exotisch-verträumten Lieder in unsere teutonischen Wohnzimmer zaubern.
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