laut.de-Kritik
Neue, kernige Arbeiterlieder vom kantigen Kraftmeier.
Review von Martin TenschertRummelsnuff aka der "Käpt'n" macht schon seit annähernd 20 Jahren Musik im Underground-Bereich. Seine kernigen Arbeiterlieder, gemischt mit Einflüssen aus elektronischer und Punk-Musik, treffen den Nerv eines großen und vielfältigen Publikums, und die Kunstfigur, die ein wenig an einen bodybuildenden Popeye oder Meister Propper erinnert, birgt großes Sympathiepotenzial. Sein Engagement in den unterschiedlichsten musikalischen Gefilden (zuletzt tauchte er im Video zu Tuas "Devil's Playground" auf) spiegelt sich auch in seinem neuen Werk "Rummelsnuff & Asbach" wider.
Wer sich die Deluxe Version gönnt, wird mit 23 Stücken und Remixen des kantigen Kraftmeiers belohnt. Kompagnon Asbach zeichnet für die höheren Gesangspassagen verantwortlich und konterkariert die dunkle Stimme des Leitmatrosen.
"Treidler" gefällt mit seinem schleppenden Synth-Bass und dezent eingesetzten Halleffekten. Auch Rummelsnuffs Stimme präsentiert hier ihre ganze Bandbreite zwischen Bass und überraschend zartem Tenor.
Der Beat von "Helmut" geht noch besser nach vorne, richtig zackiger Wave-Sound, kombiniert mit simpler, schnörkelloser deutscher Sprache. "Helmut", jetzt schon Maschinenwart der Herzen. Man denkt hier etwa an Klassiker wie "Computerstaat" von Abwärts.
Auch das große Pathos wird, man hatte es ja gehofft, beschworen. "Eisengott" etwa spielt mit trashigen Orgelsounds, genährt von kitschigen Deutschvocals huldigt man der Muskelvergößerungskultur ("wir beten an der Hantel") und gesteht dieser den Stellenwert eines Religionsgenerikums zu, den sie insgeheim schon längst innehatte.
"Straßenbau" hat durch und durch Ohrwurmpotential, die Instrumentierung ist leicht und trotzdem intelligent und der Gesang ebenfalls mit Mitpfeifcharakter und dezentem Groove ausgestattet. Das leidige Thema Deutschtümelei, das Rummelsnuff manchmal immer noch vorgeworfen wird, sollte man eigentlich gar nicht erwähnen müssen, da die lebende Schwulenikone nicht nur durch seinen augenzwinkernden Umgang mit der Muttersprache schon längst bewiesen hat, dass er ziemlich unverdächtig ist, was derartige Vorwürfe angeht. Der weltoffene Kapitän ist vielmehr ein Vollblutpunk, der aneckt und gerne Neues wagt, wie z.B. beim abgespaceten "Der Oger", das das Thema Ausgrenzung und das Dasein als Sonderling behandelt.
Die flotten Lieder werden wie erwähnt durch einige ebenfalls ganz schön schräge Remixe abgerundet. Besonders der vom König der Schrägheit King Kahn angefertigte, reggae-dubbige Remix von "Brüder" sei hier hervorgehoben. An alle Leicht- und Sonstwie-Matrosen mit Vorliebe für sonderbare Synthesizer-Musik, auf Rummelsnuffs Kahn lässt es sich vortrefflich ein zwei drei (Hanteln) heben.
5 Kommentare
Als Figur unhatebar.
Musikalisch habe ich mir das noch nicht auf Albenlänge gegeben. Das überlasse ich Anderen.
5/5, da gibt es keine Kompromisse.
Ungehört 5/5, allein für das Cover natürlich.
Ungehört keine Bewertung/5, gehört... nee, dazu wird es wohl nie kommen. Auch wenn jetzt einige aufschreien werden, für mich liegt das irgendwo zwischen Rammstein und Haudegen. Und da ich mit beiden Extremen nix anfangen kann, brauch ich das Mittelding auch nicht.
ist er schwul?