laut.de-Kritik
Tiefe Basslines, Samples, Scratches und groovige Beats.
Review von Eberhard DoblerNach ihrem Debut-Album "Classic Tales" (1995) legen die Runaways mit "Progress" nun ihren zweiten Longplayer vor. Möchte man wie üblich mit Stilschubladen hantieren, würde diejenige des Trip Hop wohl als erstes aufgehen. Schließlich sind AJ Kwarne und Joseph 2Grand (bzw. Joseph 2000) seit mittlerweile zehn Jahren in der Trip Hop-Bewegung Südenglands aktiv.
Das neueste Werk "Progress", an dem zahlreiche Gastmusiker beteiligt waren, bietet abwechslungsreiche, wenn auch Hip Hop-lastige Stücke. Die Beats der Runaways fließen so zwingender als bei anderen Trip Hop-Kollegen aus den Boxen. Straighte Rap-Nummern wechseln sich mit entspannten und tanzbaren Instrumentals ab.
Dabei lassen öfters überraschende Samples und Instrumentalparts aufhorchen: In "Do what you wanna do" beispielsweise scheint Benny Goodman zur Trompete gegriffen zu haben. "Momentum" präsentiert sich mit seinem Violinpart als sphärischer Folk-Trip Hop-Track. Dagegen fällt der letzte Song der Scheibe als funky Big-Beat-Nummer etwas aus dem Rahmen. Allen Möchtegern-Reimern sei "Express delivery" mit seinen schnörkellosen Raps ans Herz gelegt. Und die relaxte Nummer "Sanctuary part II" verbreitet eine Stimmung, als habe man sie im Jenseits und nicht im irdischen Studio produziert.
Was folgt aus dieser Zusammenstellung? Weiche und tiefgehende Basslines, Instrumentalsamples, Scratches und groovige Beats sind das Grundinstrumentarium, mit dem die Runaways verschiedenartige Nummern basteln, die dann musikalisch und stilistisch unterschiedlich ausgearbeitet werden.
Dieses Baukastenprinzip erlaubt es dem Duo immer wieder mit überraschenden Parts und abwechslungsreichen Songs aufzuwarten. Innovation wird bei dem Brightoner Duo überhaupt groß geschrieben. Dafür steht nicht zuletzt der Titel des Albums. Trotzdem hinterlassen Trip Hop-Acts wie Massive Attack in puncto musikalischer Kreativität und Soundtüftelei einen schwergewichtigeren Eindruck. Nichts desto trotz schätzen Massive Attack das Brightoner Duo. Auf eine bisher nur vage angekündigte Tour für Herbst darf sich also gefreut werden.
Noch keine Kommentare