laut.de-Kritik

Dub-House, der Eisberge schmelzen lässt.

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Sie sind in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund gedrängt worden: SCSI-9, die beiden russischen Techno-Pioniere Anton Kubikov und Maxim Miltenko. War in letzter Zeit von elektronischer Musik aus Russland die Rede, dann drehte sich alles ganz zwangsläufig um Nina Kraviz. Die glamouröse Femme Fatale hat eben nicht nur ein beeindruckendes musikalisches Schaffen, sondern ein ebensolches Äußeres.

Das marketingtechnische Gegenkonzept dazu verkörpern SCSI-9. Als Produzentenpersönlichkeiten treten sie kaum in Erscheinung und lassen mit "Metamorphosis" endlich auch mal wieder ihre Tracks für sich sprechen.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass sie mit "Easy As Down" ihren letzten Longplayer veröffentlichten. 2009 war das, damals noch beim Kölner Label Kompakt, wo SCSI-9 über lange Jahre zum festen Stamm an Produzenten gehörten und sich mit ihrer melancholisch-deepen und melodiös-verträumten Art, House und Techno zu interpretieren, zu einem der Geheimtipps auf entwickelten. Nach einer Auszeit und mehreren Labelwechseln sind die beiden Russen jetzt wieder beim griechischen Label Klikrecords gelandet, wo ihr inzwischen fünftes Album "Metamorphosis" erscheint.

Zu den beiden Tracks "Songs From The High Tower" und "I'm Lost" steuert das österreichische Duo Daniel Kohlmeigner und Gregor Ladenhauf, die gemeinsam unter dem Projektnamen Ogris Debris einige Releases unter anderem beim Münchner House-Label Compost Records vorweisen können, schräg-soulige Vocals bei. Mit "Ellsworth Land" findet sich sogar noch ein weiteres Stück, das SCSI-9 mit Gesang versehen: Nimmt hier eine von den beiden Russen bislang nicht an den Tag gelegte Leidenschaft für die menschliche Stimme ihren Anfang?

Wenn ja, dann wäre es eine durchaus begrüßenswerte Entwicklung. Denn die deepen Tracks von SCSI-9, die immer haarscharf an der Grenze zwischen Dub und House entlang wandeln, gewinnen dank der Vocals eine zusätzliche Dimension. Diese vorsichtige Erweiterung des Klangkosmos tut "Metamorphosis" spürbar gut. Ein Aufbruch zu neuen Ufern, ohne dabei die alten Fans zu vergraulen. Die können sich an Instrumental-Tracks wie "Nostalgia", "Schaukel Duo" und "Metamorphosis" freuen, die die bekannten Qualitäten des russischen Duos neu beleben.

Gegen Ende des Albums legen Anton Kubikov und Maxim Miltenko mit "Moebius" dann ganz unerwartet noch einen Zahn zu. Feinster Detroit-Sound mit konsequent nach vorne marschierendem Bass und treibendem Hihat drückt aus den Boxen. Danach liegt es am dubbigen "Alphaville" auf das Ende des Longplayers vorzubereiten. "Ellsworth Land" setzt den dramaturgisch bestens vorbereiteten Schlusspunkt schließlich mit überraschend luftigen Sounds. Mit "Metamorphosis" legen SCSI-9 eine Rückkehr hin, die tatsächlich etwas von einer Wandlung in sich trägt.

Trackliste

  1. 1. Intronome
  2. 2. Schaukel Duo
  3. 3. Nostalgia
  4. 4. Had I But Wings Like Thine
  5. 5. Song From The High Tower
  6. 6. I'm Lost
  7. 7. Metamorphosis
  8. 8. Moebius
  9. 9. Alphville
  10. 10. Ellsworth Land

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