laut.de-Kritik
Keine Spur von Altherren-Gemütlichkeit.
Review von Michael EdeleDass ich tatsächlich noch einmal dazu komme, eine Review über ein neues Sacred Reich -Album zu schreiben, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Aber offensichtlich geschehen noch Zeichen und Wunder. Und dabei gab nicht einmal die Tatsache, dass Drummer Dave McClain Machine Head den Rücken gekehrt und zu Sacred Reich zurückgekehrt ist, den Ausschlag.
Die Songs wurden noch geschrieben, bevor bei Machine Head die große Musikerflucht eingesetzt hat. So kam es, dass Drummer Tim Radziwill - der Vater von Gitarrist Joey Radziwill - die Songs aufgenommen hat. Beide liefern einen ganz hervorragenden Job ab und machen "Awakening" zu einem bärenstarken Album.
Allerdings muss man sich erst an den dumpfen Sound der Scheibe gewöhnen. Der klingt so dermaßen nach den Achtzigern, dass die entsprechenden Fetischisten vermutlich mit feuchter Hose rumlaufen. Für meinen Geschmack hat man sich dadurch ganz einfach limitiert, denn das klingt alles wie aus der Waschtrommel.
Sehr schade, denn vor allem der charismatische Gesang von Basser Phil Rind hat das Zeug, die Scheibe zu einem echten Klassiker zu machen. Der Titeltrack geistert ja bereits seit einiger Zeit als Video durchs Netz und ist ein gut gewählter Appetizer.
"Divide & Conquer" und auch "Salvation" klingen musikalisch ebenfalls wie direkt aus der Vergangenheit importiert. Das ist aber gar nicht negativ gemeint, sondern soll einfach den Stil kategorisieren. Die Songs gehen sofort ins Ohr und machen sich dort ausgiebig breit.
Genauso abwechslungsreich wie sich die Jungs musikalisch geben, variiert Phil seinen Gesang. Wer hätte gedacht, dass sich der Mann auf seine alten Tage so stark entwickelt?
Geht "Manifest Reality" noch ziemlich direkt auf die Zwölf, ist "Killing Machine" eine extrem eingängige Nummer, die in der Strophe in bester Pro-Pain-Manier fett groovt und im Refrain eine richtig geile Hookline auspackt.
Am ungewöhnlichsten ist aber das stonige "Death Valley", das vom Vibe - und überraschenderweise auch vom Gesang her - stellenweise an Devin Townsend erinnert. Mit "Revolution" gibt es im Anschluss direkt einen satten Hardcore-Kracher auf die Ohren, um gar nicht erst den Eindruck von Altherren-Gemütlichkeit aufkommen zu lassen.
Den Abschluss liefert das leicht an Black Sabbath erinnernde, im Refrain fast epische "Something To Believe" bereits nach knapp 30 Minuten. Auf der einen Seite ist die Scheibe damit ausgesprochen kurz bemessen. Auf der anderen Seite sind Phil Rind und Co. zum Glück nicht dazu übergegangen, unnötig lange Stücke zu schreiben oder irgendwelche Filler auf das Album zu packen.
1 Kommentar
Ist zwar ziemlich 80ies, macht dennoch Laune. Jedoch der Drumsound ist eindeutig schlecht abgemischt.