Saidah Baba Talibah - " (S)Cream"

Mit jedem Ton, den Saidah Baba Talibah an ihren Stimmbändern vorbei drückt, stellt die Kanadierin eines deutlich unter Beweis: Diese Frau meint es ernst. Mit einer ähnlich kräftigen Stimme wie einst Skin ausgestattet, wird der Titel ihres ersten Albums schnell zum Programm.

Während Saidah auf ihrer Homepage fleißig die Werbetrommel für die Finanzierung ihres neuen Longplayers rührt, kommt in Deutschland nun auch das bereits vor zwei Jahren veröffentliche Debüt an. Hier würfelt sie Einflüsse aus Rock, Soul, Funk, Jazz und Blues zu einem wilden, kraftstrotzenden Mix zusammen.

Gerade zu Beginn haut einen Saidahs Energie förmlich aus dem Sessel. Trotz manches weitläufig ausgelatschten musikalischen Motivs, wie in "Bang It Back", setzt sie sich selbst und ihre Songs effektiv, beeindruckend und vor allem laut in Szene. Ihren garstig groovenden Rock'n'Soul in "So Cool" oder im dröhnend polternden Titelstück verschärft sie mit der unangepassten Rebellion einer Betty Davis. Eine Analogie, die sie im verschachtelten Funk von "Do It" perfektioniert.

Talibahs andere Seite, die "Cream", kommt erst mit dem fünften Song zum Vorschein. "High" schaltet mit Geigen, kernigen Bläsern und einem verträumten Refrain zwei Gänge zurück, verfügt aber nach wie vor über kratzbürstige Dynamik. Das flauschige "Good Morning Baby" bietet ihr die Möglichkeit, ihre Stimme zu Streichern, Gitarre und zartem Klavier von ihrer betörenden Seite zu zeigen. Mit dem kauzigen "Fall Again" begibt sich Saidah letztendlich auf verworrene und experimentelle Wege.

Nicht alles auf "(S)cream" funktioniert. Dazu findet manche zu schablonenhafte Idee den Weg zwischen die abwechslungsreichen Songs. Aber die aggressive Passion der Sängerin und die druckvollen Arrangements helfen über so manche Schwäche im Songwriting hinweg. "(S)cream" bleibt nur der Anfang. Gespannt darf man darauf warten, was das Fan-Funding zu ihrem zweiten Album dieses Jahr noch zutage trägt.