laut.de-Kritik
Gediegener Kammerfolkpop aus Dänemark.
Review von Martin LeuteIn Skandinavien ist "Dark Clouds, Silver Linings" bereits 2004 erschienen, Divine Records bringt das Debüt der Dänin mit italienischen Wurzeln nun auch hierzulande auf den Markt. Sara Indrio ist ausgebildete Musikerin, auch wenn sie manchem eher als adrette Kellnerin aus dem Dogma-Film "Italienisch für Anfänger" bekannt sein dürfte.
Musikalisch präsentiert die 32-jährige Sängerin, Pianistin und Percussionistin getragenen, englischsprachigen Folkpop, der nach einer Carole King, Aimee Mann oder auch Norah Jones zwar nicht zu ekstatischen Wallungen führt, mit seiner Geschmeidigkeit und liebenswerten Arrangements aber durchaus gefällt.
Ein sanfte Melancholie durchzieht den Melodiebogen im Opener "This Could Be The End", der auf einem weichen Gitarrenmuster und Klavierbegleitung gründet. Die ausdrucksstarke Stimme Indrias - die neben Aimee Mann auch an Ex-Bangles-Frontfrau Susanna Hoffs erinnert - hebt an zu einem unaufdringlichen, aber ohrgängigen Refrain, der von einem feinen Backgroundchor eingeführt wird.
Der großartige Spannungsbogen und auch der Gesang im berührenden "The Moment" erinnert an Aimee Mann-Songs. "Shout It Out" nimmt mit dem flotten Rhythmus der Akustikgitarre an Fahrt auf, während Streicher und die E-Gitarre für eine schöne Klangkulisse sorgen.
Ihre ganze Größe entfaltet sie in der gefühlvollen Pianoballade "Dumdadum" und dem folk-bluesigen, mit der Akustischen und der Mandoline instrumentierten "Come Home". Ein cineastisches Streicherarrangement führt in das sehnsüchtige "Any Way" ein, das schwebende Fingerpicking setzt ein, während die Steel-Gitarre im Hintergrund säuselt. Allmählich wird deutlich, dass Sara Indrio hat untrügliches Gespür für emotional aufgeladene Melodien hat, einnehmend, ohne der Rührseligkeit zu erliegen.
Auch "Too Old For Tears" und "The Sadness Of Eyes" ziehen behutsam instrumentiert dahin, bruchlos, schön, harmonisch. Da tut es gut, das das verschlafene "Mommy Says" mit dem Spiel des indischen Saiteninstruments Mohan Vina erstmals eine irritierend trübe Stimmung aufbaut. In "Let It Go" perlt wieder das Klavier zur Gitarre und dem engelsgleichen Gesang, bevor mit dem letzten Track zum Piano leise die vergangene Liebe verabschiedet und die Protagonistin alleine zurück lässt.
Sara Indrio verlässt sich auf ihre grandiose Gesangsstimme und ihre homogenen, in sich ruhenden Songstrukturen, die keinen Raum für Brüche oder Überraschungen lassen. Melancholisch, aber nie betrübt, hoffnungsfroh, aber nie überschwänglich. In diesem Spannungsfeld bewegt sich "Dark Clouds, Silver Lining" durchgängig.
Während die einen in der Unaufdringlichkeit der Songs deren Stärke und Reife sehen, werden andere eben das als Gefälligkeit auslegen. Freunden von gediegenem Kammerfolkpop kann das egal sein, die kommen mit diesem Werk allemal auf ihre Kosten.
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