laut.de-Kritik
Professionelle Live-Einspielung mit großem Orchester.
Review von Joachim GaugerPop meets Classic? Am Anspruch, die beiden so gegensätzlichen wie ungenau definierten Sparten der Musik zu versöhnen, sind schon andere gescheitert! Soll es ausgerechnet Sarah Connor gelingen, E- und U-Musik zusammen zu bringen? Oder gerät dieses 'Treffen' eher zum oberflächlichen Small Talk nach amerikanischer Art, was der englische Titel andeutet? Immerhin schielt die grünäugige Delmenhorster Soul-Röhre ja schon seit geraumer Zeit recht ungeniert Richtung Amerika ...
Die "Ouverture" immerhin gehört dem Orchester ganz alleine. Also streichen, schlagen und blasen sie, was das Zeug hält, majästetisch rudert der Dirigent, zärtlich küsst die dritte Reihe ihre Flöten, inbrünstig streicheln Cellisten und Bässe ihre Saiten, denn sie wissen: sie haben nur diesen einen Auftritt. Deswegen wohl bleiben sämtliche Musiker auch arme Namenlose, den Credits keine Erwähnung wert. Anders übrigens als die elf (!) Komponisten dieses harmlosen Klassik-Medleys.
Tosender Applaus, danach lässt sich die Connor vom Dirigenten an der Hand auf die Bühne führen, ganz wie im klassischen Leben. Den Einstieg in ihren ersten Song erleichtert das Orchester Sarah Connor mit einem bedrohlichen Crescendo. Ein schöner Übergang, doch nach dreißig Sekunden setzen E-Bass und Schlagzeug ein, und fortan bleibt den vielen Akustik-Instrumenten nur noch die Statisten- und Lückenbüßer-Rolle.
Später, wenn Sarah Connor ihren Anspruch erläutert, "optisch und musikalisch den Pop und die Klassik zu vermischen", scheint es so, als sei ihr die ganze Veranstaltung ein wenig zu Kopf gestiegen. Für die Umsetzung des hehren Vorsatzes hat sie "hier meine Tänzer" mitgebracht, und damit die 'Vermischung' richtig hinhaut, muss auch der Dirigent die steife Hüfte wackeln: "Du auch Mike, shake your body, ne"!
Bei derart tiefer gelegten Ansprüchen können sich alle Beteiligten natürlich entspannt zurücklehnen. Was bleibt, ist eine höchst professionelle Live-Einspielung der beliebtesten Sarah Connor-Songs in einem (Soul-)Popkonzert, in dem ein Orchester die Rolle des Keyboards übernimmt. Weil Sarah eben wirklich den Soul in der Stimme hat und der Klang phantastisch transparent geraten ist, werden Fans zumindest dem ersten Teil des Titels zustimmen können. Zumal sie, sofern beim Konzert anwesend, zur tollen Stimmung viel beitragen.
Doch die schwachen Orchester-Arrangements, die im ersten Teil des Konzerts hinter kräftigen Beats versteckt bleiben, werden in Teil zwei, wenn Sarah im knappen Schwarzen Ernst macht, zum regelrechten Ärgernis. Nun versucht die Röhre sich nicht mehr an spaßiger Klassik, sondern an den Klassikern des Pop, und das ist überhaupt nicht mehr zum Lachen. Bacharachs "I Say A Little Prayer" mag ja noch angehen, doch wenn Sarah unplugged McCartneys "Yesterday" anstimmt, bekommt auch "A Night to Remember" einen ganz alptraumhaften Nebenaspekt.
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