laut.de-Kritik
Zehn Songs, alles Headbanger.
Review von Yan VogelNach dem Soloalbum "Inspirations" und einer Cover-Platte von Frontmann Biff, einem Herzinfarkt des Sängers und geprägt von den Herausforderungen der Pandemie lassen Saxon eine neue Platte vom Stapel. "Carpe Diem" ist mit Blick auf das Songwriting sogar den Platten "School Of Hard Knocks" und "Inspirations" vorangestellt.
Trotz des drei Jahre zurückliegenden Songwriting-Prozesses nahm das Corona-Containment Einfluss auf die Texte, insbesondere nachzulesen in "Remember The Fallen", einem Song über die zahlreichen Corona-Opfer. Musikalisch präsentiert sich die NWOBHM-Legende wie eh und je, einzig der Hang zum Hardrock ist nicht so ausgeprägt wie auf früheren Veröffentlichungen. Textlich - wie schon angedeutet - geht das Quintett hingegen nachdenklicher zu Werke.
Die zünftige "Princess Of The Dawn" ist in Würde ergraut und gibt sich als "Lady In Gray" betont mystisch. Das martialische "Crusader" ist passè, der Sinn steht nun nach reflektierten Tracks wie "The Pilgrimage". Historisch wird es gar bei "Age Of Steam", in dem das Dampfzeitalter Pate für die lyrische Ausleuchtung steht.
Bis "Crusader" haben Saxon das Antlitz des klassischen Heavy Metal nicht nur in Stein gemeißelt, sondern in Stahl gestanzt. Und dies nicht nur mit ikonischen Platten wie "Wheels Of Steel", "Strong Arm Of The Law" und "Denim And Leather", sondern zusätzlich mit einer konstanten Besetzung, die Urgewalt mit Trademarks verbindet. Neben den beiden Gründungsmitgliedern Biff Byford und Paul Quinn, hat auch das verbleibende Trio um Nigel Glockner, Nibbs Carter und Dough Scarratt etliche Jahre auf dem Buckel.
Laut Biff steht und fällt alles mit den Riffs. In Sachen Wichtigkeit übertreiben es die umtriebigen Briten bisweilen. Der Call And Response aus zwei Takten Gesang und zwei Takten Instrumental-Geballer nutzt sich bisweilen ab. Dennoch verbuchen Saxon auf der Habenseite: Zehn Songs, alles Headbanger. Abwechslungsreich klingt zwar anders. Es gibt schnelle und langsame Headbanger, raue und nicht ganz so raue sowie kurze und lange Tracks zum Mähne schütteln.
Am besten gefallen die mittelschnellen wie "The Pilgrimage", "Black Is The Night" und "Lady In Gray". "The Pilgrimage" beleuchtet die menschliche Sinnsuche in mannigfachen Schattierungen und erinnert musikalisch an die Akkordbrechungen des AC/DC-Hits "Hells Bells".
Die Hommage an die ehemals schnellste, dreckigste und lauteste Band darf nicht fehlen. "Dambusters" und "Living On The Limit" geben Zeugnis von der Verehrung für das selbstzerstörerische Kommando um Lemmy Kilmister. Klassischer Heavy Metal spendiert hingegen "Seize The Day", ein Motto das jung hält, aber nicht vor dem älter werden schützt.
Die nächste Generation bindet die Band flux ins Geschehen ein. Biff und Seb, Vater und Sohn, agieren ähnlich wie Udo Dirkschneider mit seinem Filius gemeinsam bei den Lyrics wie den Backings und halten somit - Achtung Metal-Sprech - die Flamme am brennen.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Richtiges Brett!
Da kann ich dir nur Recht geben.
Auch wenn an den Herren die seid leider nicht spurlos vorbei gegangen ist, wie man in ihrem Video anschaulich sehen kann.
Aber sorry, diese Bemerkung ist eigentlich fehl am Platz, denn was zählt ist doch die Musik und die gefällt mir auf dieser Scheibe wirklich gut.
Nichts außergewöhnliches und Neues und sie versuchen sich nicht selbst neu zu erfinden, doch das ist wahrscheinlich auch das beste.
Eines stärksten Alben von Saxon seit vielen Jahren.