laut.de-Kritik

Innovative Bassmusik zwischen Techno und Dub.

Review von

Ein DJ-Kicks-Mix von Paul Rose war im Grunde längst überfällig. Denn als Scuba betreibt der Brite nicht nur höchst erfolgreich das Label Hotflush Recordings und veranstaltet die monatliche Partyreihe "Substance" im Berliner Club Berghain, mit dem Album "Triangulation" hat er 2010 auch gleich noch ein dunkel wummerndes Meisterwerk des Dubstep veröffentlicht.

Es gibt derzeit wohl kaum einen Produzenten, der für die Achse London-Berlin, ergo für eine innovative Bassmusik an der Schnittstelle von minimalem Techno und dem britischen Melting Pot aus Dub, Drum'n'Bass, Garage und Jungle so wichtig ist wie Scuba. Gut, Kode9 und Four Tet vielleicht noch. Scuba jedenfalls ist so versiert, dass er beide Sphären trennen kann und seine Techno-Sets unter dem Moniker SCB spielt.

Auf DJ Kicks tut er dies zum Glück nicht. Dem recht verspielten Dubstep-Track "Rendez-Vous" des Produzenten Arkist hat Rose in seinem einzigen SCB-Edit eine kickendere Bassdrum und räumliche Techno-Flächen verpasst. Es ist mit knapp über vier Minuten der zweitlängste Track in diesem überhaupt sehr kleinteiligen Mix mit insgesamt 32 eng verzahnten Stücken. Er basiert lose auf einer Kompression der Substance-Sets, die Scuba in diesem Jahr im Berghain gespielt hat.

Dessen stilbildend massiver Techno-Sound wiederum wird mit "Captivate" von Berghain-Resident Marcel Dettmann nur angeschnitten. Es dominiert eine dezidiert experimentelle, britische Sicht auf das Amalgam aus Techno und (Post-)Dubstep. Scubas flüssiges Mixing, bei dem holprige Beats und düstere Texturen so früh verschmolzen werden, dass die Anwahl einzelner Titel kaum Sinn ergibt, ist hier deutlich wichtiger als die Aneinanderreihung von möglichst prominenten Acts und exklusivem Material.

Das gibt es mit neuen Einspeisungen von Addison Groove, Sigha und Boddika freilich auch. Hier wäre man allerdings auch auf die Dramaturgie der Tracks jenseits der Drei-Minuten-Grenze gespannt gewesen. Eine etwas längere Spielzeit gewährt Scuba an vorletzter Stelle einzig noch seiner parallel veröffentlichten Single "Adrenalin", die mit trockenem Bassbeat, zwei aneinander gekoppelten Vocal-Snippets und Acid-House-Anleihen ein sicherer Hit ist.

Daneben promotet Scuba mit seinem "wobby" Parforceritt nicht nur das nähere Umfeld von Hotflush, sondern überhaupt die junge, urbane Rhythmusschule aus Süd-London und Bristol. Wer hier weiterhören mag, dem sei an dieser Stelle die hervorragende Hotflush-Compilation "Back and 4th" aus dem Frühjahr 2011 empfohlen. Oder man geht zu Scubas nächster Substance-Party im Berghain – vorausgesetzt, man kommt am Türsteher vorbei.

Trackliste

  1. 1. Sigha – HF029B2
  2. 2. Surgeon – The Power of Doubt
  3. 3. DBridge – For Tonight
  4. 4. Badawi – Lost Highway (Incyde remix)
  5. 5. Peverelist – Sun Dance
  6. 6. Until Silence – The Affair
  7. 7. Addison Groove – An We Drop
  8. 8. Roska – Leapfrog
  9. 9. Trevino – Shorty
  10. 10. Beaumont – CPX11
  11. 11. Function – Two Ninety One
  12. 12. Braille – Breakup
  13. 13. Quest – Everybody in the Place
  14. 14. Sigha – Let Me In
  15. 15. George FitzGerald – Shackled
  16. 16. Jon Convex – Streetwalk
  17. 17. Mr Beatnick – Don’t Walk Away From My Love
  18. 18. Boddika – Acid Battery
  19. 19. Marcel Dettmann – Captivate
  20. 20. Arkist – Rendez-Vous (SCB edit)
  21. 21. Locked Groove – Drowning
  22. 22. Recloose – Tecumseh
  23. 23. Sigha – Where I Come To Forget
  24. 24. Sex Worker – Rhythm of the Night
  25. 25. Scuba – M.A.R.S.
  26. 26. Jichael Mackson – Gedons
  27. 27. Rivet – Running S
  28. 28. Recondite – Backbone
  29. 29. Ludovic Vendi – Mental Bright
  30. 30. Rivet – Slant
  31. 31. Scuba – Adrenalin
  32. 32. Sepalcure – Inside

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LAUT.DE-PORTRÄT Scuba

Der Brite Paul Rose gehört zu der Handvoll Produzenten, die ab Mitte der 00er Jahre mit Dubstep ein neues Genre elektronischer Clubmusik begründen.

4 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Ich mach mit einem Handymikrofon, Plastikeimer und nem Kochlöffel bessere Musik. Das Album ist eine Frechheit.

  • Vor 13 Jahren

    Das, was du schreibst gleicht eher einer Frechheit. Wenn man sich nicht für elektronische Musik begeistern kann, wozu dann überhaupt kommentieren?

    Saustarkes Album; gutes, schnelles und doch nicht überhastetes Mixing und über die Trackauswahl muss man eigtl erst gar nicht sprechen..

  • Vor 13 Jahren

    Die Sub:Stance war doch schon sowas von überflüssig. Da erwarte ich von den Mix auch nicht allzu viel. Tracklist liest sich auch eher wie der neueste Techno/Dubstep- Shit ohne allzuviel Tiefe. Der einzig brauchbare Mix, der mir in dem Bereich untergekommen ist, war der Self-Mix von Shackleton auf der Fabric55.

  • Vor 13 Jahren

    @tonitasten (« Die Sub:Stance war doch schon sowas von überflüssig. Da erwarte ich von den Mix auch nicht allzu viel. Tracklist liest sich auch eher wie der neueste Techno/Dubstep- Shit ohne allzuviel Tiefe. Der einzig brauchbare Mix, der mir in dem Bereich untergekommen ist, war der Self-Mix von Shackleton auf der Fabric55. »):

    hab noch nicht viel von scuba gehört, also keine ahnung, ob ich da zustimme, aber die shackleton fabric war der hammer. da gebe ich dir recht.