laut.de-Kritik
Sonnig-entspannter Reggae mit kratziger Stimme.
Review von Dani FrommWenn einem zu einer Person, einer Sache oder einer Platte nichts weiter als "nett" einfällt, dann wirkt dieses "nett" immer gleich wie ein Schimpfwort. Als solches möchte ich es nicht verstanden wissen. Dennoch passt "nett" exzellent, um Sebastian Sturms zweites Album zu beschreiben.
Erneut sorgt die sturmerprobte Jin Jin Band für sonnigen, entspannten, handwerklich tadellos dargebotenen Reggae-Sound, der zwar hübsch groovt, jedoch nirgends eine wie auch immer geartete musikalische Überraschung parat hält.
Orgeln quäken durch einen trägen, lauen Sommerabend, zu dem auch die verhalten eingebrachten Bläser und die warmen Bässe trefflich passen. Das Tempo bleibt entsprechend gebremst. Böse Zungen mögen dahinter Schnarchnasigkeit wittern. Das Resultat wirkt jedoch derart freundlich, dass ich geneigt bin, eher lässige Entspanntheit zu unterstellen.
Auf unerwartete Wendungen wartet jedoch vergebens, wer sich auf diesen Longplayer einlässt. Er bietet, der Titel verrät es bereits, eher den einen oder anderen "Moment In Peace". Dazu tragen auch die Lyrics bei, die anstelle bahnbrechender neuer Erkenntnisse momentane Stimmungen einfangen und allgemein gültige Ratschläge, "be righteous, be patient", auffahren.
Was "One Moment In Peace" tatsächlich hörenswert macht, ist die Stimme Sebastian Sturms, die mit vollem Recht im Mittelpunkt der Songs steht. Leicht heiser, eine Idee kratzig, eckt sie im Gehörgang stets leise an und verschafft dem Gesang, im besten Wortsinne, Merk-Würdigkeit.
So fängt Sturm in "Seeing Things" die Verletztheit ob der Zweifel seines Gegenübers spürbar ein. Am wirkungsvollsten setzt er sich jedoch ganz alleine in Szene: Lediglich begleitet von einer Akustikgitarre eröffnet er "Her Eyes", das tatsächlich an Intensität verliert, sobald die Band ins Spiel kommt.
Sebastian Sturm und Kollegen haben, daran lässt "One Moment In Peace" keinen Zweifel, ihren "Irie Place" längst gefunden. Von da aus liefern sie zwar keine innovativen, dafür aber unkomplizierte, schöne Tunes. Nett!
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