laut.de-Kritik
Identitätsbestimmung zwischen Elektropop und House.
Review von Martin Tenschert"We Wanna Be From Sweden", proklamiert das Quintett aus Aachen und Berlin auf seinem neuen Album. Man will eben immer das, was man nicht haben kann. Nach Fleischbällchen, Wodka und Elchen klingt die Musik auf diesem Longplayer allerdings nun gar nicht. Produziert vom Wiener G-Stone-Records-Recken Karl Moestl, hangeln sich die Songs zwischen klassischem Popliedgut und Elektronischer Clubmusik entlang.
"Control" schraubt sich dabei sogleich zur Disco-Krake auf, die einem droht, mit ihren Tentakeln den Gin Tonic zu entreißen. Bis zum Kontrollverlust energetisch und kraftvoll-housig, unterstützt von Sprachsamplereien, balzt das Stück um die Gunst des Rezipienten.
"... And The Sun" legt noch eine Schippe Elektrokohlen drauf, Digitalism funkeln als Inspirationsquelle durch den Kabelwald. Ganz anders das nächste Stück "Le Monde": nu-jazzig trippig und durchdrungen von einer betörenden Frauenstimme. Die gehört der Niederländerin Iris Romen, die auf dem gesamten Album überzeugend, chansonesque und warm die Instrumentals begleitet.
Bei "Digital Dirt" geht es wieder tanzbarer zur Sache. Mit diesem dreckigen Sound ließe sich bestimmt eine hübsche Club-Schlammschlacht veranstalten. Oldschool HipHop und eine sonor-soulige Herrenstimme (aka Mr Lofi) – Schubladen sind hier redundant.
Mit "Reload" kommt wieder ein gediegenerer Groove zurück, wieder mit schönen Vocals von Frau Romen und nettem Beat. Der Track gibt mir aber insgesamt nicht sehr viel. Der erste von zwei Karl Moestl-Remixen auf dem Album geht im Anschluss disco-housig zu Werke. Es wird außerdem schwer auf Old-Rave-Pfaden gewandelt.
Das betörende und relaxte "Electrisé" ist ein passender Soundtrack für einen freien Tag im Freien, bevor "Bugs N Horns" den dubbigen Housekracher mit Snarepeitschen und Effektspielereien gibt. Cooler Track, aber der ständige Wechsel zwischen ruhigem und "lautem" discoidem Groove stören ein wenig und machen es schwer, die Platte am Stück durchzuhören.
Man fragt sich: "We Wanna Be From Sweden" oder "We Wanna Be Pop" oder "We Wanna Be Electronic" oder "We Wanna Be Electro Pop"? Neben den doch recht rasanten Stimmungswechseln steht am Ende eine insgesamt doch leicht durchschnittliche Mixtur verschiedenster Genres.
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