laut.de-Kritik
Das Quintett aus Atlanta hat wieder große Melodien im Gepäck.
Review von Michael EdeleNach den ersten paar Durchläufen war ich von "Next" schon beinahe enttäuscht. Nach ein paar weiteren Umdrehungen unter dem Kopfhörer sieht die Sache aber schon wieder etwas anders aus. An den Vorgänger "Seasons" kommt "Next" meiner Meinung nach zwar nicht heran, doch auch auf ihrem fünften Album hat das Quintett aus Atlanta ein paar ganz große Melodien im Gepäck.
Für die ist natürlich einmal mehr Sänger Lajon Witherspoon verantwortlich, der mit seiner unnachahmlichen Stimme selbst einer mittelprächtigen Nummer Leben und Energie einhaucht. Auf der anderen Seite ist "Next" aber auch ein gutes Stück härter und rockiger geraten als der Vorgänger.
Das macht der Opener "Hero" gleich mal unmissverständlich klar. Nicht nur Drummer Morgan, der schon immer für die derberen Vocals zuständig war, darf hier wieder heftig ran. Auch Lajon strapaziert seine Stimmbänder nicht zu knapp und packt erst im Chorus ein paar seiner Harmonien aus.
Ähnlich gehen sie bei Nummern wie dem treibenden "Pieces" zu Werke, bei dem Lajon ein paar ziemlich aggressive Raps ablässt. Auch "Last Song" schraubt härtetechnisch das Adrenalin ganz schön nach oben, vor allem Drummer Morgan lässt seinen Emotionen freien Lauf. Auch Neuzugang und Chad Kroeger Lookalike Sonny Mayo passt sich perfekt in den Sound von Sevendust mit ein und sorgt anscheinend für einen gehörigen Powerschub.
Deutlich mehr Wert auf melodische Arrangements legen sie hingegen bei der Single "Ugly", dem mit großartigen Harmonien verzierten "Failure" und den beiden recht eingängigen "Desertion" und "Never". Ein Track wie "Silence" ist dabei irgendwo zwischen zart und hart zu suchen. Ihre sanfte Seite zeigen sie dafür bei "This Life" (das wohl dem Nachwuchs eines der Herren gewidmet ist) und dem abschließenden "Shadows In Red".
Wie gesagt braucht "Next" ein paar Durchläufe, um sich ganz zu entfalten. Wer die raueren Seiten bei Sevendust auf der letzten Scheibe vermisst hat, wird sich mit dem aktuellen Longplayer eh recht schnell anfreunden. Für alle anderen gilt, sich erst mal ein wenig an die Songs ranarbeiten - das lohnt sich aber wie immer.