laut.de-Kritik

Handwerkskunst: detailverliebt und gruselig musikalisch.

Review von

Zu oft hört man in Folge schlechter Bewertungen den Satz, der Kritiker sei "bloß neidisch". Wieso man auf Urheber unterdurchschnittlicher bis durchschnittlicher Werke neidisch sein sollte: Mir erschließt sich das nicht. Dabei ist mir das Gefühl keineswegs fremd.

Kommentare, wie sie sich im Booklet zu "Emotional Value" zuhauf finden, lassen die Flammen der Eifersucht hoch auflodern. "All instruments: Thomas Berghaus", heißt es da. Bestenfalls: "All other instruments: Thomas Berghaus." Ja, scheiße: Kann der Kerl eigentlich alles spielen?

Ich fürchte fast: jawohl. Um ein wundervoll gefühlvolles, dabei kein bisschen kitschiges Album aufzunehmen, genügen dem Kölner Musiker und Produzenten die Hilfe einer knappen Handvoll Vokalisten und ein Zimmer voll Instrumente. Die bedient er wie gesagt (hmpf!) weitgehend selbst.

Seine Wurzeln verortet Berghaus unüberhörbar in Soul und Funk. Statt jedoch auf den häufig eher uninspiriert dahin schlitternden Retrozug aufzuspringen, geht er furchtlos Bündnisse mit Genre-fremden Klängen und Mustern ein.

Die zauberhafte Gesangsstimme Alison Degbes atmet im vom Soul der 60er geschwängerten Umfeld von "Work On You" Jazz aus jeder Note. Hip Hop fließt wie selbstverständlich mit ein, wenn Travis Blaque in "The Promise" sein unmissverständliches Statement zu den Zuständen im Musikgeschäft einrappt.

Fijori entsendet den "Single Warrior" in Reggae-Gefilde, erweist sich im Verlauf jedoch als unglaublich wandelbare Sängerin. Ihre Auftritte beeindrucken, ob eingebettet in einen dicken Soundteppich oder vor sparsam eingesetzter Begleitung in vollem Rampenlicht.

"You know I'm a flower, I'm supposed to bloom", heißt es in "Push Away The Clouds". Doch Worte verkommen zur Nebensache. Um die aufrichtende Stimmung, die Fijori in ihrem Gesang transportiert, aufzuschnappen, muss man zuweilen noch nicht einmal wissen, in welcher Sprache gesungen wird.

Rhythmus ist doppelt Trumpf, wenn die niederländische AIFF "Single Warrior" durch den Remixwolf quirlt und dem Tune eine Überdosis Afro-Funk verpasst. Für Tavis Blaques Ratschläge an "Lisa" fährt Berghaus sogar Spuren von Ska auf, um die fiese Story zu illustrieren.

Seine Handwerkskunst, Detailverliebtheit und geradezu gruselige Musikalität manifestieren sich in Basslinien, flirrenden Gitarrensaiten, geschickt gesetzter Percussion und ebenso pointiert aufgefahrenen Bläsern. Sehnsüchtige Melodien treffen auf treibende Rhythmen, Gefühl auf Groove, "positive flow will never stop". Hoffen wirs. Neidisch bin ich trotzdem.

Trackliste

  1. 1. Hagos feat. Fijori
  2. 2. The Promise feat. Travis Blaque
  3. 3. Single Warrior feat. Fijori
  4. 4. Work On You feat. Alison Degbe
  5. 5. Goodbye feat. Fijori
  6. 6. Lisa You Have To Change feat. Travis Blaque
  7. 7. Ab Hüko Lilo feat. Fijori
  8. 8. Single Warrior (AIFF Remix)
  9. 9. Push Away The Clouds feat. Fijori
  10. 10. South To West feat. Fijori
  11. 11. Wer All Die Chancen Verschenkt feat. J-bee

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Beruf: Kommunikationsberater, Verleger. Berufung: Musiker, Musikproduzent. Dürre Worte, mit denen Thomas Berghaus gegenüber tighten-up-cologne.de sein …

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