laut.de-Kritik
Zwei Akkorde, Schlagzeug, Gesang und copy-paste.
Review von Magnus HesseReichen zwei Akkorde, eine unterkühlte, schneidende Stimme und messerscharfe Drums für einen Rocksong? Auf "Eight Houses" hat man anfangs den Eindruck, dass diese musikalischen Parameter keineswegs den Schaffensgeist von She Keeps Bees in Schranken weisen, sondern dass gerade darin ihre Virtuosität aufblüht.
Nach dem ungemein eleganten "Feather Lighter", das die unter der kargen Oberfläche brodelnde Spannung scharfsinnig bündelt, folgt "Breezy" selbigem Rezept. Auch hier schlackert nichts um das Bass-Stimme Gerippe herum. Allerdings schlagen sich dreckige und grungige Gitarren im Refrain ihren Weg frei und zerstören vermeintlich jedwede Illusion, dass es sich um eines dieser Duos handelt, bei der eine nette Stimme als Rechtfertigung für seichten Indie-Pop ausreicht. Denn wenn überhaupt machen She Keeps Bees humorlosen und erdigen Blues-Rock. Leider stellt sich die vorschnelle Entwarnung recht schnell als vorschnelle Entwarnung heraus.
Ein eigentlich unnötiger Einbruch auf halber Strecke. Denn das schlichte "Owl" windet sich zuvor noch verführerisch und grazil im eigenen Cocon. Geschmeidig und betörend schmiegt sich hier noch die flimmernde Stimme Larrabees an die seiden schimmernden Dreampop-Gitarrenphrasen. Rustikaler steht dem "Both Sides" entgegen, das mit einem verrauchten, Clint Eastwood-tauglichen Riff Schweißperlen, sengende Hitze und kreisende Geier herbeiruft. "Aren't you tired" fragt uns Larrabee an einer Stelle im Song fast vorausahnend.
Denn von hier an kränkelt die Scheibe zu oft an reduzierter Redundanz. Ein bisschen too much des less is more. Dann klingen She Keeps Bees wie eine ungeschminkte Version von Beach House. Das drängt sich besonders bei den sinistren Klavier-Nummern wie "Burning Bowl" und "Radiance" auf, die zu allem Überfluss aufeinander folgen.
Insbesondere bei "Burning Bowl" fragt man sich nach besagtem Einstand erstmals insgeheim: Ist das jetzt nicht ein bisschen arg schnöde? Zu tief und lang wird hier ein und ausgeatmet, zu stur rühren die schwerfälligen, immer selben Pianoschliere im eigenen Brei. Auch die in "Wasichu" im Songtitel wie im Text thematisierte kritische Auseinandersetzung mit der westlichen Mentalität gegenüber dem Lakota-Stamm, der erstmals nordamerikanischen Boden besiedelte, schafft kaum Abhilfe.
"Greasy Grass" nimmt zwar den Anlauf dazu und galoppiert mit wummerndem Crescendo verheißungsvoll auf ein Ende der Durststrecke in Form eines Klimax zu. Der wird aber nicht eingelöst und so hechelt das Treiben letztlich ins Leere. Immer wieder blitzen hier Ideen auf, die keine Vollendung finden und einfach verpuffen. Das sind Rohschnitte, Skizzen, doch öfters werfen die simplen Motive einen weiten Schlagschatten, der im verborgenen Dunkel lässt, was bewusst ausgeklammert wird.
Erst "Raven" erfrischt mit krustig kernigem Gitarrengeschredder und wieder erwachter Durchschlagskraft. Da zeigt das Duo was es kann und wirft die Frage auf, warum dem so wenig Platz gewährt wird.
Schade, dass She Keeps Bees so erzwungen das Spartanische und Rudimentäre auf "Eight Houses" zum Qualitätsmerkmal für sich erheben und ihr Rohmaterial nicht um ein, zwei Ecken weiterdenken. Denn darauf versteift, genügt die pointierte Schnörkellosigkeit nur anfangs ihren eigenen Songentwürfen, die nach mehr lechzen. Denn manchmal ist weniger eben doch weniger.
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