laut.de-Kritik

Auf den Spuren von Cat Power und PJ Harvey.

Review von

"I'm your punisher / I'm your punisher / I've got some nerve / I've got some nerve / Yeah, I've got some nerve". Nein, hier handelt es sich nicht um einen Song von Slayer, sondern um Zeilen aus "My Last Nerve" des New Yorker Duos She Keeps Bees. Man könnte dabei fast von einer Musik-Text-Schere sprechen, denn allzu hart, aggressiv oder schrill preschen Gitarre und Schlagzeug nicht vor, um nach Sühne zu klingen.

Vielmehr strotzen She Keeps Bees, die im Grunde das Soloprojekt von Jessica Larrabee sind, nur so vor weiblicher Selbstbehauptung. Nur ist diese eben minimalistisch instrumentiert und in unterschwelligen Gestus gepackt. Stilistische Vorbilder sind nach dem Durchhören der elf Songs des ersten, richtig konkurrenzfähigen Albums "Nests" schnell gefunden.

So orientiert sich Larrabee offenkundig an den spröden Singer-Songwriter-Traditionen um Künstlerinnen wie Chan Marshall, Liz Phair und Polly Jean Harvey, die wiederum stark von alten Blues-Motiven, Art-Rock und Punk beeinflusst waren. Gerade der Vergleich mit Cat Power zu Zeiten von "Moon Pix" oder "You Are Free" drängt sich unweigerlich auf, wenn man die Single "Gimmie" mit ihrer tief gestimmten E-Gitarre und den paar Beckenschlägen ihres Freundes Andy LaPlant hört.

Dabei wird She Keeps Bees gar nicht unbedingt zum Verhängnis, dass sie gekonnt und stimmungsecht zitieren. Nein, ihr eigentlicher Wettbewerbsnachteil ist, dass ihre Songs keinerlei Bogenspannung haben. Chan Marshall, Polly Jean Harvey, die Deal-Schwestern oder auch eine Scout Niblett brachten immer auch ihre Persönlichkeiten mit ihren psychischen Dispositionen in ihre Songs ein.

Dieser für Hörer mitunter unbequem-voyeuristische Masochismus hat sie im Haifischbecken männlich dominierter Rockmusik zu herausragenden Künstlerinnen gemacht. Bei She Keeps Bees dagegen erschöpfen sich gerade die Lyrics in schemenhaften Pop-Redundanzen und einem etwas schalen Hauch von Sexappeal. Jessica Larrabee hat zweifelsohne eine großartige, soulige Singstimme. Ihre Songs sind nicht auf plumpe Eingängigkeit gebürstet. Nur eine Identität, ein Eigenleben entwicklen sie in den 27 Minuten Spielzeit leider auch nicht.

Trackliste

  1. 1. Ribbon
  2. 2. Wear Red
  3. 3. Release
  4. 4. Gimmie
  5. 5. Get Gone
  6. 6. My Last Nerve
  7. 7. Bones are Tired
  8. 8. Focus
  9. 9. You Can Tell
  10. 10. Strike
  11. 11. Cold Eye

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