laut.de-Kritik

Poprock-Chic der Achtziger in zeitgemäßem Soundgewand.

Review von

Getreue Simple Mind-Fans haben es nicht leicht. Allzuoft haben ihre Lieblinge in den vergangenen Jahren Material vorgelegt, das selbst bei den wohlgesonnensten Anhängern eher enttäuschte Missbilligung auslöste als uneingeschränkte Begeisterung. Doch beim neuen Album "Black & White 050505" ist frühzeitig Entwarnung angesagt: Der Grossteil der neuen Titel zeigt John Kerr und Mitstreiter in überzeugender Form.

Mit "Stay Visible" ist gleich einer der stärksten Songs am Start. Sie transportieren die kraftvolle Mischung aus Pianoklängen, Gitarren und Synthies - eingebettet in einen angenehm warmen, niemals überladen wirkenden Sound der achtziger Jahre - variantenreich auf 2005-Augenhöhe. "Home" hält das Niveau. Angenehm treibend und mit leichthändiger Melodik verführt die erste Singleauskopplung zum Mitnicken und lässt die Erwartung an die restlichen Albentitel kräftig steigen.

"Stranger" fällt dann leider etwas ab; der Song wirkt uninspiriert und kann auch in Sachen Dynamik nicht mit den Vorgängern mithalten. Immerhin bügelt "Different World" in seinem ausgewogenen Midtempo-Gewand, verziert mit abgestimmten Rockapplikationen, diesen Hänger gleich wieder aus. "Underneath The Ice" überzeugt als einschmeichelnde Ballade, melancholisch interpretiert von Jim Kerr, der in jedem Song die Gesangszügel fest in der Hand hält.

Die Tracklist ist mit nur neun Songs zwar recht knapp gehalten, allerdings bleibt dem Hörer durch diese überschaubare, dichte Auswahl vielleicht zu viel liebloses Füllmaterial erspart, das den positiven Gesamteindruck des Albums erheblich mindern würde. Abschreckende Beispiele gibt es in der Welt der Albenproduktion da leider immer noch genug.

Vorschnelles Stirnrunzeln bei zunächst bangen Fans weicht entspannteren Gesichtszügen. Ob Simple Minds mit "Black & White 050505" viele neue Anhänger gewinnen können, ist zweifelhaft. Neu, allzu aufregend oder gar wagemutig ist das alles nicht. Die Band zelebriert gekonnt-routiniert ihren Mix aus gut abgehangenem Poprock-Chic vergangener Jahrzehnte, aufgefrischt durch zeitgemäße Elektronikeinflüsse. Das alles in einem stets wohltemperierten, unaufgeregten und auch bekannten Poprock-Rahmen. Ihren authentischen Eighties-Sound rücken sie ansprechend ins neue Jahrtausend, kombinieren ihn mit äußerst solidem Song- und Produktionshandwerk und ohne Totalaufall. Mal rockig gefärbt ("The Jeweller (Part 2)") oder auch in einen elegischen Tonfall ("Dolphins") getaucht.

Und wenn dabei immer ein Überhang an gekonnt komponierten und arrangierten Songperlen besteht, wie auf "Black & White 050505" trefflich vorgeführt, enttäuschen die Simple Minds ihre treuen Hörer gewiss nicht.

Trackliste

  1. 1. Stay Visible
  2. 2. Home
  3. 3. Stranger
  4. 4. Different World (Taormine.Me.)
  5. 5. Underneath The ice
  6. 6. The Jeweller Part 2
  7. 7. A Life Shot In Black & White
  8. 8. Kiss The Ground
  9. 9. Dolphins

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