laut.de-Kritik
Die Hamburger huldigen Mick Hucknall bis zum letzten Ton.
Review von Eberhard Dobler20 Jahre im Showgeschäft und meist oben auf - das muss gefeiert werden. Geeignet scheint da ein Auftritt in Hamburg 1992 im Rahmen der Welttournee zum vierten Simply Red-Album "Stars", der bereits als Video-Version im Laden stand und jetzt als DVD neun weitere Songs featuret. Kam Hucknall jüngst in Sizillien nur bedingt gut an, muss es in der Alsterdorfer Sporthalle ein guter Abend gewesen sein.
Mit einem Meer aus Feuerzeugen, Wunderkerzen und unzähligen Händen huldigen die Hamburger ihrem Idol bis zum letzten Ton. Was die Band um Hucknall ablieferte, gehört im Sektor Pop/Unterhaltung in die Champions League. Sie verströmt mit jazzigem Pop, Soul, Up-Tempo oder Reggae den Duft der großen weiten Show-Welt (seine zahlreichen Bandmitglieder stellt Hucknall in Anspielung auf die verschiedenen Herkunftsländer auch passend mit den Worten "Welcome to the United Nations" vor).
Was natürlich in erster Linie einem Repertoire aus Balladen und Feel good-Tracks geschuldet ist, das bekanntlich Dauerbrenner an Dauerbrenner reiht: "Stars", "The Right Thing", "Money's Too Tight (To Mention)", das Cover "If You Don't Know Me By Now", der Debüt-Hit "Holding Back The Years" oder echten Song-Perlen wie "Something Got Me Started" und dem Cover "It's Only Love". Unerreicht bleibt dennoch der Geniestreich "A New Flame": einfach begnadet, wie Hucknall im Zusammenspiel von Text und Musik Aufbruchsstimmung und neue Lebensfreude erzeugt.
Man mag zu dem Mann aus Manchester stehen wie man will, er bleibt ein toller Songwriter, dem dazu noch ein souligens Organ in die Wiege gelegt wurde. So sanft und warm klingen nicht viele Bleichgesichter, wie "Sad Old Red" gleich zum DVD-Auftakt beweist. Dass Mick in der Folge auch mal leicht daneben lag, muss bei 131 Gigs im Rahmen der "Stars"-Tour nicht wundern (die höheren Stimmlagen liegen ihm besser).
"A Starry Night With Simply Red" rundet eine Doku ab, in der Hucknall über seine Pop-Philosophie oder die besondere Hamburger Luft plaudert und auch andere Wegbegleiter zu Wort kommen - mit 12 Minuten Spielzeit zwar lächerlich kurz, dafür eine Momentaufnahme der damaligen Zeit. Das gesamte Bildmaterial wurde selbstredend digital überarbeitet und kommt in ansprechender Bild- und Tonqualität daher. Allerdings war das Konzert nicht besonders gut ausgeleuchtet, was besonders in den Totalen negativ auffällt.
Die schummrige Beleuchtung könnte in diesem Fall aber auch als Glück ausgelegt werden. War die Durchschnitts-Mode Anfang der Neunziger doch das Tageslicht nicht wert, wie der Blick auf Publikum und Bühne dokumentiert. Unterm Strich bleibt das Simply Red-Konzert ein absolutes Fan-Ding, zumal Großtaten nach 1992 wie "Say You Love Me" oder das 2003er Album "Home" natürlich fehlen.
Noch keine Kommentare