laut.de-Kritik
Der Madrugada-Boss feiert die Leichtigkeit.
Review von Dominik KrausDa mag sich Sivert Höyem in jüngsten Interviews drehen und winden wie er will und erklären, dass er sich auf seinen Solopfaden künstlerisch weiter entwickeln und die Vergangenheit hinter sich lassen möchte. Für uns bleibt er für immer der begnadete Madrugada-Sänger, der uns in seiner nächtlichen Krankheit so manch wohligen Schauer über den Rücken jagte.
Und weil das damals so schön war, möchten wir das natürlich immer und immer wieder von ihm haben. Künstlerische Entwicklung? Drauf gepfiffen. Fans sind oftmals eine sehr konservative und undankbare Bande.
Des vorsorglichen Um-Verständnis-Werbens von Höyem zum Trotz: So wahnsinnig viel hat sich musikalisch im Universum des Ex-Madrugadas nun auch nicht getan. Im Gegenteil: "Moon Landing" darf alles in allem als konsequente Fortsetzung dessen gelten, was Madrugada vor dem tragischen Tod von Bandkollege Robert Buras mit dem letzten Album "Madrugada" veröffentlichten.
In einem Holzhaus inmitten von Wäldern in den Bergen, circa zwei Stunden nördlich von Oslo aufgenommen, birgt "Moon Landing" das ganze Spektrum der späten Madrugada: den getragenen Midtemporocker ("Lost At Sea", "What You Doin' With Him?"), die schwermütige Akustik-Rockballade ("The Light That Falls Among The Trees", "Going For Gold") sowie den extrem schmissigen Pop-Rock-Klassiker ("Moon Landing", "High Society").
Dabei klingt das allzu wohltemperierte Eingangsriff von "Belorado" verdächtig süßlich und lässt zunächst einmal auf ein seichtes Album schließen. Sicher, kein wirklich schlechter Song, aber die emotionale Tiefe, die man sonst von Höyem gewohnt ist, sucht man vergeblich. Den Beweis, dass sich eine gewisse musikalische Leichtigkeit auch weniger belanglos erreichen lässt, zeigt kurz darauf der Titeltrack.
Hier wird extrem groovy gerockt, Höyems Vocals sind melodiös, aber nicht kitschig, der ganze Song macht von vorne bis hinten Spaß. Ähnlich stark kommt noch "High Society" daher, auch wenn beide Tracks ohne die omnipräsenten, flächigen Keyboards wohl noch besser ins Konzept passen würden. Ebenfalls überzeugend gelingen die leicht psychedelischen Nummern "Empty House" und "Lost At Sea".
Sivert Höyem ist ein rundum respektables Rockalbum gelungen, das in seinen besten Momenten an die großen Zeiten anknüpfen kann, mir jedoch insgesamt eine Spur zu glatt geraten ist. In Norwegen geht das Ding jedoch seit Herbst 2009 durch die Decke - gut möglich, dass Höyems persönliche Mondlandung auch in Rest-Europa voll einschlägt. Verdient hätte er es jedenfalls.
1 Kommentar
einen einzigen "the kids are on high street"-artigen hit und ich kaufe es. das review klingt ja interessant.