laut.de-Kritik
Solider Rap-Shit für dein Tapedeck – pardon, iPod.
Review von Fabian MerloAuch 2010 hat die Kombination aus einem MC und einem Producer noch immer ihren Reiz, wie Freeway und Jake One unlängst bewiesen. Auch Skyzoo und !llmind reihen sich in die Tradition von Eric B & Rakim oder Gang Starr ein. Allerdings ist "Live From The Tape Deck" keine Retro-Sause geworden - auch wenn es der Titel vermuten lässt. Die einfache Formel dope Beats und dope Rhymes muss ja nicht zwingend nach Neunzigern klingen.
Skyzoo betont, dass er immer noch die Lyrics in den Vordergrund stellt, sich aber weniger auf Storys und Emotionen fokussiert, als auf seinem Debüt "The Salvation". Die passende Unterlage dazu soll ihm der aus New Jersey stammende !llmind (oder auch Illmind) liefern, der bereits für Little Brother, Supastition oder Sean Price, aber auch 50 Cent hinter den Reglern saß. Noch immer in guter Erinnerung ist das 2005 erschienene "The Art Of One Mind" mit Symbolic One, der gerade erst mit Kanye West „Power“ produzierte. Für "Live From The Tape Deck" schwebte ihm ein warmes Soundbild vor, dies aber nicht mittels Soulloops, sondern dank analogen Synthies.
Wie gut das funktioniert, zeigen gleich die ersten beiden Songs "Digital Analog" und "Frisbees": Deren Basslines und harten Drums bohren sich direkt in die Magengrube und verschmelzen mit den stimmungsvollen Synthieklängen. Die Euphorie lässt jedoch bald nach; die Kombination aus harten Drums und Keyboard-Sounds verliert sich schnell in Eintönigkeit. Besonders wenn wie auf "Understanding Riley" ein schönes Klaviersample von den elektronischen Klängen förmlich erdrückt wird.
Dass es manchmal nicht viel mehr braucht als satte Drums und einen schönen Loop, beweist "Kitchen Table". Auch "#allboutthat" ist solide Samplekunst. Hingegen reicht ein durchschnittlicher Samplebeat wie auf "Barrel Brothers" nicht aus, um die back and forth Raps von Skyzoo und Torae wirklich spannend zu vertonen. Wieso das langweilige "Speakers On Blast" als zweite Single gewählt wurde, bleibt ein Rätsel.
Hatte Skyzoo mit seinen Mixtapes einst einen Majordeal angestrebt, fand er nun bei Duck Down die passende Heimat, wird doch dort authentischer New York-Rap noch groß geschrieben. Genau dafür steht der Rapper aus Brooklyn: Keine erfundenen Gangstermärchen, keine aufgesetzte Consciousness, sondern schlicht eine gute Mischung aus Stil und Inhalt.
Dabei agiert er äußerst wortgewandt, sein solider aber wenig variantenreicher Flow wirkt jedoch oftmals zu abgeklärt. Kein Wunder stehlen ihm die Veteranen von Heltah Skeltah auf dem wilden "The Burn Notice" die Show. Nicht passiert wäre dies, würde er ständig so zu Höchstform auflaufen wie auf "Frisbees".
"I'm critically acclaimed and underrated at the same time" resümiert Skyzoo auf "Digital Analog". So lange er sein Talent nur andeutet und nicht in ein vollends überzeugendes Album ummünzt, wird sich daran wohl nichts ändern. Bei !llmind wünsche ich mir, dass er bei seinem bevorstehenden Album "Behind The Curtain" wieder vielseitiger zu Werke geht als auf "Live From The Tape Deck", das sich leider nicht entscheidend vom Mittelmass abhebt.
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