laut.de-Kritik
Schmollmundiger Lolli-Pop und ordentlich Noise.
Review von Uli BrechtoldWenn man in New York City wohnt, stehen einem als Musiker viele Wege offen. Fühlt man sich im Brooklyner Hipsterparadies Williamsburg wohl, hat man definitiv ein Rad ab. Die Herkunft von Sleigh Bells garantiert also mediale Aufmerksamkeit und dürfte sich für die Karriere des Noise Pop-Duos als hilfreich erweisen.
Selbstbewusst und rotzfrech mischt die Lederjacken-Retro-Combo dreckige minimalistische Synthie Sounds mit Hip Hop-Beats und Gitarrenriffs, die nach einem schrottigen Verzerrer und einem geplagten Verstärker schreien. Immer wieder schimmern 80er Jahre-Elemente durch, mit denen man sich vor Größen wie Joan Jett verbeugt.
Bevor die Platte beginnt, hört man in "True Shred Guitar" kreischende Fans und Rockstar-Ansagen, mit denen Sängerin Alexis Krauss in Ruhm badet. Allüren und Attitüden präsentiert sie trotz eines übertriebenen Selbstbewusstseins immer mit einem Augenzwinkern.
Mit "Born To Lose" oder "Road To Hell" und ihrer zerbrechlichen Stimme wickelt Alexis ihre Fans ordentlich um den Finger. In den schmollmundigen Lollipop-Songs tritt die Gitarre in den Hintergrund und überlässt den roten Lippen den nötigen Raum.
Die Noise-Fraktion kommt bei "Demons" und "Comeback Kid" auf ihre Kosten. Über die drei Punk-Akkorde kommt Gitarrist Derrek Miller zwar nicht hinaus, aber die genügen für einen krächzenden Gitarrensound. Wer auf einen durchgeknallten musikalischen Mix mit selbstbewusster Frontsängerin steht, dem hilft "Reign Of Terror" bestimmt weiter.
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