laut.de-Kritik

Einfach mal an andere denken.

Review von

Manchmal kann man einen Winterblues nicht vertreiben, aber man kann auf ihm schwimmen, ohne unterzugehen. "Enough About Me" ist in diesem Momenten ein gut geeigneter Rettungsring, Anker und Fels in der Brandung - nicht nur für Freunde des gelebten Herzschmerzes.

Der kanadische Singer-Songwriter Grant Davidson, der hinter Slow Leaves steckt, veröffentlicht mit "Enough About Me" ganz im Gegensatz zum Titel ein sehr persönliches Album voller im eigenen Keller aufgenommener kleiner Liebhaberstücke. Für die Umsetzung hat er sich MusikerkollegInnen wie Jason Tait (Bahamas, Weakerthans), Rusty Matyas (Imaginary Cities, Sheepdogs) oder Julie Penner (Broken Social Scene, Do Make Say Think) eingeladen.

Slow Leaves' tiefenentspannter Country-Folk, der manchmal nach den 70ern, manchmal aber auch wie aus den 50ern klingt, wirkt auf unterkühlte Gemüter wie ein frischer Scheit knisternden Holzes in einem Kamin. Seine Texte sind mal selbstreflektiert wie im Titeltrack, aber auch gerne mal angenehm andere berührend. Wie in "How Do I Say": "What's the word for falling apart, whats the word for broken hearts? how do i tell you, what I need you to know? How do I say these words?"

Dank Ft. Langley und Oliver P.D. Brooks gibt es zu diesem Soundtrack vieler gebrochener Herzen übrigens auch ein für sich sprechendes kleines Video-Kunstwerk. Davidson erinnert uns mit seinen Songs nicht nur immer wieder daran, was im Leben wichtig ist. Er holt uns mit gut durchdachten Worten über allzu natürliche Lebensschieflagen aus so manchem Trübsal: "A piece of advice [...] it's a beautiful lie for those who chose a lot of mistakes, [...], it's a beautiful day to lose control." ("Piece Of Advice")

"Perpetual Sleep" ist abschließend der perfekte Antipol zum slow-dancigen "How Do I Say" und "Long Goodbye" schmiegt sich in tiefster Melancholie sanft an unsere von kurzen und kalten Tagen geplagte Seelen. Also Ende gut alles gut?

Gut möglich. Zumindest versucht Slow Leaves sein Bestes, uns einen Moment der Gefühlsduselei inmitten der vorweihnachtlichen Hektik zu erlauben. Vielleicht, damit wir merken, dass man nicht nur ein Mal im Jahr auch mal ausgiebiger an andere denken kann, als immer nur an sich selbst.

Trackliste

  1. 1. Enough About Me
  2. 2. Careless And Serene
  3. 3. How Do I Say
  4. 4. Piece Of Advice
  5. 5. Love And Honesty And Kindness
  6. 6. Slow Leaves
  7. 7. Moth
  8. 8. Chinatown
  9. 9. Perpetual Sleep
  10. 10. Long Goodbye

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LAUT.DE-PORTRÄT Slow Leaves

Grant Davidson ist ein Singer-/Songwriter Reinkultur. Zwischen Folk, Pop und zarten Ansätzen von Rock entwirft der Kanadier seine Melodien. Inhaltlich …

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