laut.de-Kritik
Fetter Rock'n'Roll für die kalten Straßen Oslos.
Review von Sarah-Nina RademacherWas passiert wenn man die ehemaligen Mitglieder von Gluecifer, WE und My Midnight Creeps in eine Kiste steckt und ordentlich durchschüttelt? Heraus kommen Smoke Mohawk, die mit ihrem Erfahrungspotenzial an Rock'n'Roll zur neuen skandinavischen Supergroup mutieren könnten.
Dachte ich schon, dass mich nach dem Ende von Gluecifer (oder der Stagnation von The Wonderfools) nie mehr eine Band aus Norwegen dermaßen mit exzessiv melodisch-scheppender Gitarrenmusik beglücken könnte, verspricht "The Dogs Are Turning Red" einen hellen Streifen am Himmelszelt, trotz erdrückender Polarnächte.
Die Rock'n'Roll Veteranen müssen niemandem mehr etwas beweisen. Schon mit den ersten Takten zu "Slow Lane" entflammt der heißblütige Sound vergangener Tage, den man so sehnlichst im klirrend kalten Norwegen vermisste. Lässig zupfen Rolf Yngve Uggen (Ex-Gluecifer) und Raymond Jensen (Ex-My Midnight Creeps) ihre Stahlsaiten und deutlich ist der Einfluss ihrer Vorgänger-Bands hörbar.
"Reefer & Rent" prescht punkig voran und treibt einen direkt in die nächste Rock-Spelunke. Die Stimmbänder von Thomas Feldberg zerren sich wie quietschende Autoreifen durch den Song und geben dem Rock'n'Roll Biest ordentlich Feuer. Plattitüde! Verdammt, es schreit nach Plattitüde – aber es ist pure Realität, die Smoke Mohawk mit "The Dogs Are Turning Red" auf Platte rotzen.
Die Schießbude von Drummer Danny Young, der sonst für Bela B. zeitweise trommelt, regiert im Intro von "Hunting Grounds", bevor der Track sich in eine getragene Nummer mit leichtem Psychedelic-Touch verwandelt. Perfekt um ein paar Tüten zu drehen und sich vollends in der Musik zu verlieren. Die Mohawks drücken es natürlich viel poetischer aus: "it was late/ the lights has dimmed/ bit after ten/ sailing free with no port."
Die Super-Kombo serviert das, was man von skandinavischer Musik erwartet: Funkige Riffs, melodische Vielfalt und ein Grundgefühl an glaubwürdiger Attitüde. Minutenlange Gitarrensolos in "Watch This Rig", die eher an eine ausgedehnte Jamsession erinnern, zieren den Silberling mit unverfälschtem Groove. Und auch das können die Norweger selbst wieder viel schöner in eigenen Worten verpacken. "Rock'n'Roll just survived" ("Murder Attempt").
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