laut.de-Kritik
Der "Informer"-Star auf den Spuren von Sean Paul.
Review von Tobias KrausZiemlich genau zehn Jahre, nachdem er mit "Informer" 1993 einen weltweiten Reggae-Mega-Hit gelandet hatte, kommt Snow mit seinem fünften Longplayer "Two Hands Clapping" aus dem Toronto-Yard ums Eck. Und als erwartungsfroher Reggae-und Dancehall-Connaisseur hegt man die Hoffnung auf ein paar gute Tunes vom Irish-Canadian-Toaster. Immerhin wurden die Herren Dave Kelly und Tony Kelly als Producer einiger Stücke mit ins Boot geholt. Aber Pustekuchen, zu früh gefreut! Snow wendet sich auf "Two Hands Clapping" stark dem R'n'B und Hip Hop zu, was zu Einbußen in Qualität und im Überraschungseffekt des Materials führt.
Alles ist irgendwie zu glatt, zu leicht verdaulich, zu beliebig. In dem Versuch, hitverdächtig und massenkompatibel zu klingen, ordnet sich Snow in der Schlange um den Pop-Reggae-Thron weit hinter den Hitparaden-Abräumern Shaggy oder Sean Paul ein. Die beiden voicen nämlich nach wie vor auch reine Dancehall/Reggae-Riddims, manchmal zwar ein bisschen hip-poppig, aber nun gut: originärer und origineller allemal. Auf "Two Hands Clapping" sucht man das leider vergebens. An dieser Stelle soll nicht gegen R'n'B oder Hip Hop gewettert werden. Nein. Aber Schuster Snow, bleib bei deinen Leisten!
Snow liefert trotz seiner unbestreitbaren Skills uninspirierte Songs und ermüdet den hoffnungsfrohen und langsam enttäuschten Hörer mit seinen ständig wiederholten Zeitraffer-"diddldi diddli dad"-Lückenfüllern. Zwar leistete er sich diesmal neben den oben schon erwähnten Kellys weitere todsichere Produzenten, arbeitete in Atlanta, Miami und New Jersey und lud den Rapper Chris Black und den Mya-Produzenten Tricky Stewart ein, aber das nutzte ebenfalls nicht viel. Nur "Black'N Snow", "Whass Up", "Mistaken Identity" und "9 Yards" sind einigermaßen gelungen.
Ansonsten: mittelmäßig bis erträglich, aber wahrlich kein Tonträger, der vor Begeisterung für Wochen den Plattenteller/CD-Player nicht mehr verlassen darf. Das Ganze rangiert irgendwo im Niemandsland zwischen halbwegs okay und nicht so doll. Schade, Snow kann eigentlich mehr. Das hat er unlängst auf zwei Singles des Bobby Konder-Labels "Massive B" bewiesen, eine ganz andere Gangart, aber auch eine andere Baustelle.
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