laut.de-Kritik
Sofa surfen - nicht gerade eine neue Extremsportart
Review von Joachim GaugerEin weiches Sofa oder hartes Sitzfleisch ist hilfreich beim ersten Hören des neuen Albums der Wiener Elektroniktüftler. Allzu behäbig treten die Loops lange Zeit auf der Stelle, verschleppte Basshooks, noisige Gitarrenriffs und scheppernde Synthieflächen verschleiern das musikalische Ödland, aber befruchten es nicht.
Abwechslung bringen zwar ausgefallene Samples - in "I asked for water" meint man am Ende, die zerbeulte Tuba eines Jahrmarktorchesters um 1900 zu hören. Andere Songs wie "beans & rice" sind ins rhythmisch durchaus zeitgemäße Gewand des Big Beat gekleidet. Derartigen Sound jedoch haben Bands wie ADF auf ihrer "Rafi's Revenge" bereits zwingender vorgetragen.
Richtig cool wird's erst ab dem 7.(!) Track, nun ist's endlich genug mit der Lümmelei auf dem Liegemöbel. Auch jetzt kann Sofa Surfen noch nicht als neue Extremsportart gelten, doch "if it were not for you" und "guns & bombs & knives" sind allerfeinste Dub-Perlen. Der Hammer kommt ganz am Schluß: Die eingängige Basslinie, die Breakbeats und vor allem die von Gastrapper Victor Oshioke gesprochenen Lyrics erinnern an Linton Kwesi Johnson und heben "sweat" auf höchstes Reggae-Niveau.
Insgesamt eine durchaus gelungene Platte. Allein der Sofafaktor ist dann doch ein wenig groß geraten und deshalb gibt's in der LAUT-Wertung auch nur 4 Pünktchens.
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