laut.de-Kritik

Rührseliger Alternative Country made in Austria.

Review von

"Loss & Love" oder Melancholie made in Austria. Dass es sich bei Son Of The Velvet Rat um eine österreichische Band handelt, ist bemerkenswert, orientiert sie sich doch ähnlich wie die deutsche Kombo Sons Of Jim Wayne an der uramerikanischen Musiktradition.

Wenn man weiß, dass das Album in Nashville aufgenommen und von Ken Coomer, dem Ex-Drummer von Wilco und Uncle Tupelo produziert wurde, legt das Zeugnis davon ab, dass Georg Altziebler, der Kopf hinter Son Of The Velvet Rat, in der Tat um Americana-Authentizität bemüht ist. Das Ergebnis lässt sich als Neo-Folk oder Alternative Country bezeichnen, dem als zentrales Moment die Schwermut eingeschrieben ist.

Ein kurzes, nach einem Leierkasten klingendes Sample führt zum "Lovesong #8", der sanft mit einem Klavierlauf eröffnet. Der raue Gesang Georg Altzieblers stimmt eine traurige Melodie an, während ein Glockenspiel ertönt und das Schlagzeug gestreichelt wird. Beim Refrain wird Altziebler wirkungsvoll von einer Frauenstimme unterstützt. Textlich nagelt einer seine Albträume an die Wand, um sie lächelnd betrachten zu können. Sehr schön.

"Bad Screenplay/ Bad Karma" nimmt dieses Pathos auf und unterstreicht es mit einer Akustikgitarre und einem Cello. Der Einfluss des Lambchop-Masterminds Kurt Wagner ist hier unüberhörbar. Plötzlich wird es dynamischer. Schlagzeug, Hammondorgel und E-Gitarre ziehen das Tempo an und bei der Melodie von "Fall With Me" muss ich unweigerlich an "Save Tonight", den Hit von Eagle-Eye Cherry denken.

Im weiteren Verlauf übernimmt die Melancholie wieder das Kommando. Im gelungenen "Out In The Blue" - im Original von den Garagenrockern Dead Moon - zelebriert Altziebler mit Gitarren- und Klavierbegleitung die Schwermut, in "The Knife" gesellt sich eine Mundharmonika dazu.

Eine schlichte Melodie prägt auch "Drift & Dream", und allmählich macht sich Absehbarkeit breit und die Traurigkeit wirkt zu inszeniert als dass sie wirklich berühren könnte. Man will Altziebler die Mundwinkel nach oben ziehen. Der brüchig-heisere Gesang fügt sich leider prächtig in dieses Szenarium, das in "Horsedoctor" seine Fortsetzung findet. Der schleppend vorgetragenen Strophe schließt sich ein ohrgängiger, emotionaler Refrain an. Sehr schön dagegen ist der zweistimmige Gesang und eine Melodika-Passage im unaufdringlichen "What Makes Me Hurt", liebenswert das mit langen Hammondorgel-Tönen sachte instrumentierte "Sunshine".

Als Zugabe beglückt Altziebler den Hörer mit drei Bonustracks, die die Höhepunkte des Albums markieren. Nur mit Gitarrenbegleitung erreichen diese nackten Songs eine Unmittelbarkeit, die genau jene Intensität hervorrufen, die das Album bisher weitgehend hat vermissen lassen.

Auch als Freund melancholischer Americana-Musik will ich mit "Loss & Love" nicht recht anfreunden. Das liegt weniger an der Instrumentierung und der Produktion, sondern vielmehr daran, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass Altziebler sich einen Leidensdruck aufschultert und auf Teufel komm raus zu Tränen rühren will, melodisch wie gesanglich. Rührseligkeit als Konzept.

Phasenweise lässt man sich von diesen Songs gerne mitreißen. Auf Albumlänge scheitert er aber genau an diesem musikalischen Konzept, weil auch Schwermut auf Dauer penetrant sein kann.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Lovesong #8
  3. 3. Bad Screenplay / Bad Karma (Are You Ready To Shoot?)
  4. 4. Fall With Me
  5. 5. Out In The Blue
  6. 6. The Knife
  7. 7. Drift & Dream
  8. 8. Horsedoctor
  9. 9. What Makes Me Hurt
  10. 10. Strange Type Of Sleep
  11. 11. Sunshine
  12. 12. Phantom Song (Bonus Track)
  13. 13. Death Is A warm Glove (Bonus Track)
  14. 14. Leaving You (Bonus Track)

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