laut.de-Kritik
Die Ruhrpott-Cowboys auf Americana-Pfaden.
Review von Martin LeuteBeim Anhören dieses Albums kommt man nicht auf die Idee, dass hier eine deutsche Band am Werk ist. Handelt es sich doch um Musik in bester Americana-Tradition. Ruhrpott goes Country! Bernd Uebelhöde und Stefan Kulik haben mit "Leving The Cave" ihr viertes Album eingespielt, das sich vielfältiger und popaffiner zeigt als die Vorgänger, ohne aber ihre Liebe zum Country und Folk zu verbergen. Von der Chartskompatibilität sind Sons Of Jim Wayne weit entfernt, dafür haben sie aber wieder einmal ihre Vorstellung einer urbanen Romantik mit traditionellem Instrumentarium gekonnt und individuell in hübsche Songs verpackt.
"Oooh, what a morning, what a day" singt Kulik im gutgelaunten Opener "Good Times". Das flott gespielte Banjo und die Mundharmonika verleihen der guten Stimmung einen trefflichen Ausdruck. Der Gesang Kuliks ähnelt dabei immer ein wenig dem Jeff Tweedys von Wilco. Im wunderbaren, auf einem fröhlichen Klavierlauf basierenden "(I've Been) Down" ist die Ähnlichkeit schon frappierend. Aber solche Vorbilder darf man sich gerne nehmen.
Sentimentaler kommt "Green" daher, Uebelhöde übernimmt hier den getragenen Gesangspart, die eine Gitarre schlägt sanft die Akkorde an, die andere zupft zaghaft eine Melodie, ehe der sehnsüchtige Refrain zweistimmig vorgetragen wird. In "Katrina" zirpt das Banjo und schwingt sich zu einem heiteren Bluegrass-Rhythmus auf, während die Angebetete besungen wird.
"Mit Lonely In This Town" folgt das traurigste Stück, eine emotionale Klavierballade, die aber ohne aufgesetzten Pathos auskommt. "Not That Kind" ist eine sanfte Rocknummer, in "The Course Of A Perfect Lie" dominiert wieder das Banjo-Picking und lädt zum Squaredance ein, während ruhigere Moll-Akkorde "Even This Angel" und "Snow" prägen. Großartig ist das sinistre "Falling Stars". Dumpfe Paukenschläge erklingen, die schlicht gezupfte Gitarre gesellt sich dazu, darüber legt sich der mit Hall unterlegte eintönige Gesang Kuliks. Der sonore Wow Wow- Backgroundgesang fügt sich wunderbar in dieses vernebelte Szenarium ein.
Mit "Tonight" endet "Leaving The Cave leise, aber ungemein versöhnlich. "There's nothing I can do, except spend my time with you" heißt es da zur langsam gezupften Gitarre. Eine solche Schwermütigkeit auch in glücklichen Momenten macht den wahren Romantiker aus!
Es ist die Kompromisslosigkeit, die Sons of Jim Wayne auszeichnet. Unprätentiös, traditionsbewusst und sensibel entwerfen sie fernab vom musikalischen Mainstream einen countryesken musikalischen Kosmos mit melancholischer Grundstimmung, der in seiner Zurückhaltung absolut authentisch seinen liebenswerten Charme versprüht. Schöne Songs, unaufdringlich arrangiert und beeindruckend vorgetragen. Irgendwo zwischen Wilco, Granfaloon Bus und Handsome Hank positionieren sich diese Ruhrpott-Cowboys mit "Leaving The Cave", während sie auf den nächsten staubverhangenen Sonnenuntergang warten.
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