laut.de-Kritik
Von Hip Hop-Nerds für Rap-Junkies.
Review von Alexander AustelBei "Feelthisundastood" setzen die Graffiti-Maler den musikalischen Schwerpunkt auf Boom Bap par excellence: furztrockene Drums, die je nach Stimmung des sorgsam gewählten Soul-Samples pumpen oder sich auch mal bedeckt halten, sowie Cuts und Scratches nach altem Golden Era-Vorbild. Der Beat-Verantwortliche Tom Select steht zwischen einem die Premo-Verspieltheit anstrebenden Statik Selektah und den vom Sound minimierter auftretenden Mobb Deep.
Gleichzeitig klingen die Beats zurückhaltender bei als Namensgeber Pete Rock, jedoch mit einer so zeitlosen wie zeitgerechten Frische. Hier und da funkelt einem zudem eine gewisse RZA-Finsternis entgegen.
Das lose Kollektiv Sound Survivors gründete sich einst als Gegenpol zum herrschenden Gangstertum des deutschen Hip Hop. Mit fettem 'Back To The Roots'-Banner, deutsch-französischen Rap-Passagen und auf 70er Jahre-Samples basierenden Beat-Vorlagen schwimmen die Survivors gegen den Strom – allerdings so sehr im Untergrund verankert, dass man sie anno 2006 noch als Muschelkratzer bezeichnen musste.
Doch welcher richtige Hip Hop-Fan kräht schon nach dem Bekanntheitsgrad einer Truppe, deren einziges Ziel zu sein scheint, Hip Hop für Hip Hopper zu machen? "Hip Hop im frühen Stadium war eine Art Revolution, man hatte eine andere Ausdrucksweise, andere Klamotten, man hatte andere Vorbilder und man wollte etwas an den Dingen verändern, die einem nicht gepasst haben. Graffiti war ein Schlag ins Gesicht des Kleinbürgertums", resümiert Tom Select gegenüber MK Zwo.
Dieses Prinzip fährt die internationale Fünf-Köpfe-Crew auch heute noch. Doch anders als bei den vorherigen Veröffentlichungen zerlegen auf diesem Album besonders die Gäste die Bühne: Schon im titelgebenden Song teilen sich Wu-Tangs Killah Priest und C-Rayz Walz die Strophen. Dem gegenüber stehen Kurupt und ein weiterer Clansman, der Ende 1993 aus dem Sumpf der 36 Kammern hervorstieg: Masta Killa. Doch auch die Vorträge der weniger mit Legenden-Status überschütteten MCs bestehen aus durchdachter Gesellschaftskritik oder frönen mit viel Selbstvertrauen dem eigenen Können.
Merkozy hätten auch zu regierenden Zeiten niemals eine solche deutsch-französische Harmonie hervorrufen können, wie sie hier zelebriert wird. An dieser Stelle rächt sich mein Zwei-Punkte-Abi in Französisch. Selten fand ich mehr Gefallen an dieser Sprache als hier.
Zwischendurch blitzt sie immer wieder auf, die Faszination Hip Hop. Der musikalische Part besticht oft mit seiner Simplizität, die oft nur aus einem kurzen Klavier-Loop ("Beat It!") besteht, aus kurzen aber unwiderstehlichen Gitarren-Noten ("Poor Man") oder den Gesangsfetzen der Samples. Ruhigere Nummern wie "MCs" oder die verträumten Interludes könnten den Bed Room-Soul eines Heads ersetzen, der im Kerzenlicht seiner Hübschen einen romantischen Abend bereitet.
Synthies, verkorkste Bass-Gewitter, Elektro-Anleihen – nichts dergleichen fährt diese radiountaugliche Platte auf. Was keineswegs mit dem Verlust von Eingängigkeit einher geht. Im Gegenteil. Der Gesamtaufbau umschifft lediglich das Riff des standardisierten Rap-Songs mit 16 Zeilen – Refrain – 16 Zeilen. Singles oder gar Club-kompatible Tracks sucht man hier vergebens. Das ist purer Hip Hop von und für "Hip Hop-Nerds und Rap-Junkies". Feel this! Undastood?
8 Kommentare
laut.de,
ein großes kompliment! ich bin begeistert!
vielen dank für diese feine stück musik
Echt Klasse dass ihr auch Underground-HipHop rezensiert !! Könnt ihr öfters machen
Echt Klasse dass ihr auch Underground-HipHop rezensiert !! Könnt ihr öfters machen
heile meise
Feine Platte !!
Mein persönliches Sommer-Highlight bislang!