laut.de-Kritik

Wer hat den deutschen Rap erst richtig hart gemacht?

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Es gibt Dinge im Leben, die sich einfach ständig wiederholen. Die Simpsonsfolgen im Fernsehen, Meisterschaftsfeiern des FC Bayern München, die Witze von Mike Krüger – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Seit neuestem weiß ich, dass sich hier auch die Spezializtz nahtlos einreihen. "G.B.Z.-Oholika" liegt zwar schon sieben Jahre, jeweils zwei Kinder und verschiedene andere musikalische Projekte zurück, weiter entwickelt hat sich trotzdem nichts.

Zugegeben, dass Dean Dawson und Harris weder Technik noch Lyrik mit Löffeln gefressen haben, sollte selbst dem größten Fan spätestens nach Harris' Lieblingsrapper-Ausfall klar geworden sein. Aber Zeilen wie "Ich sag euch eins, yo | Großstadt Psycho | zu sein ist nicht leicht, yo | aber es ist tight, yo" erinnern mich doch sehr an meine ersten Gehversuche im Freestyle-Rap im zarten Alter von 13 Jahren. Um so erstaunlicher, dass Afrob das sogar noch unterbietet: "Ey, yeah yeah, wackel mit dem Arsch | wie, wie mit ner Fackel in nem Arsch."

Afrob? Ja, der Stuttgarter tritt auch wieder an und nimmt mit "Direktausmdschungel" das x-te Sequel des Klassikers "Afrokalypse" auf. Damit nicht genug des Altbekannten: Die Spezializtz haben nach zehn Jahren immer noch den "Plän", richtig "aus tash" zu kommen und mit Gras und Becks zu feiern. Sie mögen nach wie vor Zärtlichkeiten und sind und bleiben "tight, alta" – und reiben das auch oft und gerne jedem unter die Nase.

Was irgendwann mal ganz witzig war verbreitet heute allerdings nur noch gähnende Langeweile. Immerhin brüstet man sich neuerdings mit dem zweifelhaften Titel, deutschen Rap erst richtig hart gemacht zu haben. So ein Standing will natürlich untermauert werden.

Was liegt also näher, als Azad aus der Frankfurter Nordweststadt nach Berlin Kreuzberg zu holen? Was per Vocalsample von James Brown als funky angekündigt wird, ist, wie die meisten anderen Beats auch, im Endeffekt nur lieblose heiße Luft.

Daran ändert auch das obligatorische Sido-Feature nichts, wobei er mir immerhin nach neun Tracks und gefühlten zwei Stunden Hörzeit das erste gequälte Lächeln auf die Lippen zaubert. "Immer noch besser als Hausaufgaben und Nachsitzen | Immer noch besser als Hero rauchen und Gras spritzen", ist zumindest im Ansatz originell.

Generell ist es erstaunlich, wie viele hochkarätige Features die Spezializtz an Land ziehen konnten. Samy Deluxe entschuldigt sich in "Unaufhaltsam" sogar dafür, sich von der Basis entfernt zu haben und kündigt an, zurück zu kommen. Vielleicht hört sich sein Part deswegen an, als wäre er in einer dunklen Stunde weit vor seiner Karriere aufgenommen worden.

Glücklicherweise ist wenigstens das Xavier Naidoo-Feature ganz annehmbar. "Ist Es Nicht So???" wettert, leider teilweise auf Bild-Niveau, gegen Vorurteile, Hartz IV und bestimmte politische Praktiken der USA. Es ist schon bemerkenswert, dass sich die harten Jungs immer wieder ausgerechnet Schmuse-Xavier ins Boot holen.

"Der Siebte Sinn" klingt vor allem der integrierten Stafette aus Vocal-Samples interessant. Einen einigermaßen versöhnlichen Schlusspunkt bildet "Global Signal" mit Gentleman, Dean versucht sich sogar selbst am Reggae-Gesang.

"Unser Ruf ist nichts für MTViva", meint selbiger. In Zeiten, in denen Frauenarzt bei TRL Urban auf Position eins der Charts landet, will ich das doch unbedingt anzweifeln. Angesichts der Featureliste werden wohl auch die Spezializtz genug Airplay genießen, um das ein oder andere frische Scheinchen abgzureifen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie das nicht zu einem weiteren Nachfolger dieser Art motiviert.

Trackliste

  1. 1. Wir Sind Baaack
  2. 2. Big Babbaz - LP Version
  3. 3. Wat Brauchst'n Du So??? (Skit)
  4. 4. Alles Was Man Braucht
  5. 5. Direktausmdschungel ft. Afrob
  6. 6. On A Mission
  7. 7. Unaufhaltsam ft. Samy Deluxe
  8. 8. Großstadt Psychos
  9. 9. Representen (Skit)
  10. 10. Kettenreaktion ft. Sido
  11. 11. Prioritäten ft. D-Flame
  12. 12. Hab Gehört Die Welt Geht Unter (Skit)
  13. 13. Die Letzten Tage
  14. 14. Ist Es Nicht So??? ft. Xavier Naidoo
  15. 15. Low Ridaz
  16. 16. Die 2 Pt. I (Skit)
  17. 17. Der 7. Sinn
  18. 18. Was Jetzt!?! ft. Azad
  19. 19. Gbgbgbz
  20. 20. Die 2 Pt. II (Skit)
  21. 21. Global Signal ft. Gentleman

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LAUT.DE-PORTRÄT Spezializtz

G.B.Z. - Gras, Beck's und Zärtlichkeiten ist der Leitspruch, den sich die zwei Rapper Dean Dawson und Oliver Harris auf die Fahnen geschrieben haben.

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