laut.de-Kritik
Eine Karriere zwischen absoluten Hochs und unterirdischen Tiefs.
Review von Alexander CordasKaum zu glauben, aber wahr. Bereits seit 25 Jahren treibt die Spider Murphy Gang ihr Unwesen. Absolute Hochs und unterirdische Tiefs prägten die Karriere der Münchner. Dass 2004 wieder alles im Lot ist, zeigt nicht zuletzt die vorliegende Doppel-DVD. Mittlerweile gehören sie zu den gefragtesten und routiniertesten Live-Acts, die landauf landab durch deutsche Lande touren.
Nach anfänglichen Hunger- und Lehrjahren kam die Gang im Zuge der NDW ganz nach oben. Zeitgleich hatten sie Anfang der Achtziger mit "Skandal im Sperrbezirk" und dem dazugehörigen Album "Dolce Vita" die Pole Position der deutschen Charts inne. Wein, Weib und Gesang folgten, ebenso der fast schon sprichwörtliche tiefe Fall mit sinkenden Plattenverkäufen und bandinternen Krisen. Die Geschichte der leidenschaftlichen Musiker findet auf "25 Jahre Rock'n'Roll" eine rührige Verewigung. Mit fast sechs Stunden Spielzeit auf zwei DVDs zeigen Sigl, Murphy und co., dass das Medium DVD konsumentengerecht und vorbildlich Verwendung finden kann.
Disc eins umfasst das Jubiläumskonzert im Circus Krone Bau vom November 2002. Mit einer illustren Gästeschar und einem bestens aufgelegten Publikum zelebriert die Spider Murphy Gang ihren Bühnengeburtstag äußerst sympathisch, spielfreudig, professionell und - nach all den Jahren - immer noch frisch. Höhepunkte - mal abgesehen von massenhaft vertretenen Gassenhauern - sind sicher die Parts, in denen Michael Mittermeier und die Sportfreunde Stiller der "besten Münchner Band aller Zeiten" zur Seite stehen. Selbst wenn Peter Brugger bei "Wo Bist Du" seinen Einsatz verpatzt und fragend zu Günther Sigl schaut. In unnachahmlicher Weise reißt Comedian Mittermeier danach frech das Wort an sich und wirft Barny vor, mit dem Text vom "Rock'n'Roll Schuah" gelogen zu haben. Bei ihm wären alle Mädels davon gerannt. Nach der Extended Version von "Rock'n'Roll Rendezvous" ist dann Schluss mit Feierlichkeiten auf der Bühne, obwohl die Party wohl noch lange nicht zu Ende war, als die Band unter tosendem Applaus der Anwesenden 'tschüss' sagt.
Besonders sehenswert sind die Dokumentationen, Berichte sowie der Kinofilm der Bonus-Disc. Im Nachhinein zum Schreien albern, was Michael Verhoeven als Regisseur da auf Celluloid gebannt hat. Die Band spielt ihre eigene Geschichte nach: von der erfolglosen Kneipencombo bis hin zu umjubelten Auftritten ist alles dabei, was der Fan unbedingt gesehen haben muss. So auch die Dokumentation des Bayrischen Rundfunks, in der die Musiker selbst die Bandhistorie - nicht ohne den einen oder anderen Schmunzler - Revue passieren lassen. Dabei kommt mit dem mittlerweile ausgestiegenen Drummer Franz Trojan auch ein Gründungsmitglied zu Wort, das etwas grantelig Anekdoten zum Besten gibt. Dass die Mitglieder im Nachhinein speziell die Tiefen der Spider Murphy Gang etwas verklärt unter "passiert eben" abbuchen, spricht dafür, dass sie ihren Frieden mit sich und ihren Fans gemacht haben.
Von den gloriosen Zeiten zeugt fürderhin die Berichterstattung der DDR-Tour, die alle Stationen von Glauchau bis Gera nachzeichnet. Dass die Band dabei zum Spielball der staatlichen Propaganda mutierte, wurde ihr erst einige Zeit später bewusst. Nichts desto trotz auch dies eine sehenswerte Rückblende. Sehenswert ist das Attribut, das auf die gesamten Stunden mit der Spider Murphy Gang zutrifft. "25 Jahre Rock'n'Roll" ist die ultimative Werkschau und der alles sagende Rückblick geworden, den sich viele erhofft haben. Dass das Konzert auch noch im superben 5.1-Sound erschallt, setzt dem lediglich noch das (Circus)Krönchen auf. Ein Weißbier auf die nächsten 25!
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