laut.de-Kritik
Konzert im Amtsitz des Bayerischen Landtages.
Review von Giuliano BenassiAm 15. April 2004 spielte die Spider Murphy Gang an einem außergewöhnlichen Ort: dem Maximilaneum in München, Amtsitz des Bayerischen Landtages. Nachdem der Bayerische Rundfunk Parlamentspräsident Alois Glück überredet hatte, die Institution zum ersten und letzten Mal für ein Rockkonzert zur Verfügung zu stellen, sahen sich die Veranstalter mit technischen Problemen konfrontiert. "Die Genehmigungen, die Türme Münchens anzustrahlen, mussten eingeholt werden. Der Steinerne Saal musste tontechnisch umgebaut werden, damit die Akustik bei den Aufnahmen keine Probleme bereiten konnte", erzählt die die bekannteste bayerische Rockband im Booklet.
Vor malerischer Kulisse präsentiert die Gang die bekanntesten Stücke aus ihrer 25-jährigen Karriere und bedankt sich bei ihren Vorbildern mit zahlreichen Coverversionen. Ob Carl Perkins, Chuck Berry oder Elvis: Die Wurzeln liegen eindeutig in den Südstaaten der USA. Mit Ukulele, Akkordeon, Perkussionen, Tuba, Flöte und bayerischem Akzent bringt die Münchner eine originelle Note in das Material ein.
"Die Stimmung ist gut" stellt Sänger Günther Sigl treffend fest. Immer wieder erzählt er Anekdoten und bringt das Publikum zum Lachen. Das zweite Urgestein Barny Murphy bläst Rauchringe in die Luft und haut in die Saiten seiner Gitarre. Zu den weiteren Mitgliedern Ludwig Seuß (Klavier, Harmonika), Willie Duncan (Bass, Steel Gitarre), Paul Dax (Schlagzeug) und Otto Staniloi (Saxophon, Tuba, Flöte) gesellt sich der Perkussionist Dieter Radig.
Eine Mischung, die trotz Spielfreude und gutem Klang musikalisch nicht wirklich überzeugt. Der Grund liegt im Format: Ein paar Stücke unplugged vorzustellen, ist durchaus nett, ein ganzes Konzert ohne Verstärker zu bestreiten, führt trotz karibischer Rhythmen in "Johnny B. Goode" oder "Sommer In Der Stadt" zu einer entspannten Lounge-Atmosphäre, die nicht wirklich zur Band passt. Zwar vermitteln die Beteiligten gute Laune (etwa bei "Du Machst Mi High" oder dem auf Italienisch gesungenen "Marina"), zu oft ziehen sich die Stücke aber in die Länge und lassen die notwendige Prise Energie vermissen.
Besonders deutlich ist das bei den Klassikern "Schickeria" und "Skandal Um Rosie". Klar, die Gassenhauer haben sie schon tausendmal gespielt, und eine Überarbeitung kann nicht schaden, dennoch fehlt diesen Versionen die Frechheit früherer Zeiten. "Blue Moon Of Kentucky" hört sich schon fast wie Volksmusik an, das kurze "Jailhouse Rock" mit der Namen stiftenden Zeile "Spider Murphy played the saxophone" kommt trotz entsprechender Einlage nicht mal entfernt an die Filmversion der Blues Brothers heran.
Was dem an sich gelungenen Auftritt fehlt, ist die Energie einer elektrischen Gitarre. Ansonsten kann man der Spider Murphy Gang kaum etwas vorwerfen. Höchstens, dass sie mit dem selben Material 2005 auf Tour gehen will.
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