laut.de-Kritik
Zu viel Seniorenparty, zu wenig Rock'n'Roll.
Review von Sven KabelitzWer hat zwölf Jahre nach ihrem letzten Longplayer "If The River Was Whiskey" nicht auf ein Comeback der Spin Doctors gewartet? Antwort: Alle. Nun ist sie wieder da, die Band, die 1993 in ihrer Blütezeit mit "Two Princes" quasi überall einen Top 10-Hit landete und ansonsten auf dem Debütalbum "Pocket Full Of Kryptonite" schon nur eher so begrenzt gut war. Darauf ein freudiges "yeaaaaahyejajaj dedibidip dedidib dibdib bedippeldippbadabadabadabadabadaba."
Seinen Alpaka-Öhi-Look hat Sänger Chris Barron längst abgelegt. Ansonsten tönt "Face Full Of Cake" als hätte eine schlechte Sportfreunde Stiller-Coverband die Spin Doctors gecovert, wären dann von einer schlechten Spin Doctors-Coverband gecovert worden, um dann von den mittlerweile doch reichlich auf die Bremse tretenden Spin Doctors gecovert zu werden. Die New Yorker klingen als wären sie zu einer Seniorenparty eingeladen worden, auf der sie es sich nun schön muckelig machen. Bitte, nicht mehr so schnell wie früher!
All das wäre nicht einmal so schlimm, schließlich werden wir ja alle nicht jünger. Aber wenn die Songs nicht so unfassbar schlecht wären. Bereits der Opener "Boombox" verlangt in seinen ersten Sekunden alles ab: "Boombox / Boombox / Baby, boom, boom." Dazu hat der Song größere Funk-Löcher als Deutschland. Innerhalb kürzester Zeit löst "Boombox" Robbie Williams' "Rudebox" als schlechtester Box-Song ab. Auch irgendwie eine Leistung.
Wer mit "Boombox" auf einen Ausrutscher hofft, schnell eines Besseren belehrt. Die ganze Zeit über kann man sich gar nicht so recht entscheiden, was peinlicher anmutet: Musik oder die Texte. Der biedere Nachfolger "Rock 'N' Roll Heaven" vertieft sich in die wohl zopfigste Vorstellung eines jenen Himmels, in dem das Bier immer kalt steht, die Zeppeline aus Blei sind und alle Verstärker bis elf gehen. Der dazugehörige Song fällt lammfromm aus und könnte mit Rock'n'Roll kaum weniger zu tun haben.
Spätestes mit dem dritten lausigen Track "Still A Gorilla" erreicht "Face Full Of Cake" eine Schmerzgrenze, die nur hartgesottene Menschen überschreiten. Ein tatsächlich mal etwas mehr rumpelndes Stück. Spätestens beim Erreichen des "You're Stil-AAAAAA / GorillAAAAA"-Refrains rauscht der Intelligenzquotient der Zuhörenden jedoch ca. 20 Punkte nach unten. Glglgl. "I Liked You Better When Your Butt Was Big" verdient schon jetzt einen Platz in den Top 3 der blödesten Songtitel 2025 und klingt wie die energieloseste Version der Red Hot Chili Peppers, die man sich vorstellen kann.
Die Spin Dotors scheitern jedoch sogar daran, dass katastrophale miese Level der ersten drei Lieder durchgehend zu halten. Manchmal schaffen sie es sogar, einfach nur normal schlecht zu sein. In erstaunlichen Fällen wie "The Heart Of The Highway" oder "While You're Holding The Moon (Over Me)" gelingt es ihnen sogar, einfach nur egal zu klingen. In diesem verhängnisvollen Umfeld durchaus eine erfreuliche Bereicherung. Zu sicher sollte man sich aber nicht fühlen. Das nächste "I'm The Man (You Got)", das wie eine schmähliche Rolling Stones-Kopie klingt, wartet bereits mit dunkelrot funkelnden Augen in der nächsten düsteren Ecke.
Am Ende kann man nur hoffen, dass der Kuchen hoch genug ist, damit man beim Vergraben des Gesichts in selbigem auch noch die Ohren erwischt. Ansonsten hat man noch Pech und bekommt etwas von Spin Doctors' "Face Full Of Cake" mit.
3 Kommentare mit einer Antwort
Dieser Kommentar wurde vor 5 Stunden durch den Autor entfernt.
dachte, die hätten sich schon vor Ewigkeiten aufgelöst. Nach der oben geschriebenen Kritik scheint es, als wäre das besser gewesen. Reinhören werde ich trotzdem einmal. Irgendwann.
Dabei hat Todd in the Shadows ja schonmal ein TRAINWRECKORDS über die gemacht
Musste ich auch als erstes dran denken
Biiiiscuiiiiit Heeeeeead