laut.de-Kritik

Elf brillante Songs zwischen Psychedelic, Country und Elektropop.

Review von

Spätestens seit Christiane F. weiß jedes Kind, dass man besser die Finger von Heroin lassen sollte. Spätestens seit Spacemen 3 weiß aber auch jeder Musikliebhaber, dass diese Droge wahre Wunder bewirken kann. Ohne diesen Rausch würde es keine wundervollen, abhängigen Platten geben. Auch nicht von Nick Cave, Tindersticks oder den großartigen Spiritualized, um die es hier gehen soll. Genaugenommen um ihr aktuelles Album "Let It Come Down". Die langersehnte Platte macht mich wirklich glücklich. Natürlich auch ohne harte Droge. Ich bin dennoch der Meinung, wenn einige Politiker auf der ganzen Welt mal ordentlich Rauschgift nehmen würden, alles schon ganz anders aussähe...

Der Schmacht war groß. Vier Jahre waren die Fans auf Entzug. Und jetzt endlich überrascht Frontmann Jason Pierce mit einer neuen Besetzung, bombastischer Orchesterbegleitung und einem wirklich gelungenem, sehr schönen Album. Komposition und Produktion der brillanten elf Songs hat Pierce diesmal selber übernommen. Seine persönliche Bestnote legt er wohl mit "Let It Come Down" hin. Psychedelic, Country und Elektropop treffen im Jahre 2001 aufeinander und harmonieren in absoluter Topform miteinander. Und in Mitten dieser aufwendigen Produktion singt der Mann von der großen Einsamkeit. Es ist daher zu empfehlen die Platte nicht unbedingt alleine anzuhören.

Schon der erste Schuss "On Fire" versetzt einem die richtige Dosis zum Abrocken. Eine angenehme Extase, wobei der Gospelchor nicht fehlen darf. Der Lord ist immer da! Auch wenn Jason nicht unbedingt zu den Gläubigern gehört! Er glaubt an die Musik! Das ist sein Leben! Und nur noch "The Twelve Steps" lassen die Gitarren knarren. Ansonsten wirkt alles sehr melancholisch und absolut valiumtauglich. Seine damalige Band Spacemen 3 spielt nach wie vor eine Rolle, allerdings eher in Form einer moderneren, leichtverdaulicheren Monotonie. Auch Bands wie Velvet Underground haben bei Jason und seinen Musikern Spuren hinterlassen. Die Orchesterbegleitung gibt dem Ganzen dieses prickelnde Gefühl unter der Haut. "Don't Just Do Something". Wunderschön. Man sinkt immer tiefer in den Boden. In Bildern würde es wohl so aussehen, wie bei "Trainspotting". In der Szene hat Ranton es mal wieder nicht geschafft vom Heroin runterzukommen. Er setzt sich den Schuss und versinkt im "Grab". "Just A Perfect Day".

Aber die 90er Jahre sind auch an Spiritualized nicht vorbei gegangen. Gemeinsam mit Mimi Parker von "Low" wurde "Do It All Over Again" aufgenommen. Eine poppige Hymne. Absolut mitsingverdächtig! Von mir aus immer wieder gerne. Die aktuelle Singleauskopplung perfektioniert das komplette Werk: "Stop Your Crying". Leichter gesagt, als getan. Mit sensationeller klassischer Begleitung. Auch wenn ich Antichrist bin, an Gospelchöre glaube ich spätestens seit "Tender" von Blur. Himmelhochjauchzend, in weißen Gewändern, rythmisch im Takt.

Als goldenen Schluss gibt es dann ein Spacemen 3 Cover "Lord Can You Hear Me". Viel zu sagen hat man dann erst mal nicht mehr. Aber vielleicht Lust auf Videos. Vielleicht auch noch mal "Trainspotting" ... just a perfect day ...

Trackliste

  1. 1. On Fire
  2. 2. Do It All Over Again
  3. 3. Don't Just Do Something
  4. 4. Out Of Sight
  5. 5. The Twelve Steps
  6. 6. The Straight And The Narrow
  7. 7. I Didn't Mean To Hurt You
  8. 8. Stop Your Crying
  9. 9. Anything More
  10. 10. Won't Get To Heaven (The State I'm In)
  11. 11. Lord Can You Hear Me

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