laut.de-Kritik
Die Bravo-Punks als deutsche Antwort auf Offspring und Konsorten.
Review von Stefan JohannesbergSpn-X definieren sich als ostdeutsche Punkband. Und "Punk wird immer alles dürfen", stellten die über alles erhabenen Boxhamsters 1996 fest. Also darf Punk auch am Grand Prix teilnehmen, in die Bravo wollen und Nena covern. Okay, so weit keine Einwände. Aber war Punk nicht einmal rebellisch, rotzfrech und entzog sich jeder gesellschaftlichen Norm? Diese Zeiten sind wohl dank stereotyper Wiederholung von Dumpfbackenparolen vorbei. Doch einheimische Gruppen wie EA 80, But Alive, Rantanplan oder auch die erwähnten Boxhamsters haben mit ihren poetischen, intelligenten Texten und dem kraftvollen Hardcore-Sound gezeigt, dass dieses Genre durchaus noch ein Zukunft hat.
Von dieser Weiterentwicklung ist bei den vier Jungs aus Cottbus wenig zu sehen. Vielmehr bietet uns "das rasante (Stück) Musik" eine bekannte Mixtur aus alten Versatzstücken von Bands wie Wizo, den Abstürzenden Brieftauben oder der Terrorgruppe. Zwar wird bei den meisten Songs mit Bad Religion- beeinflusstem Popcore ordentlich Gas gegeben, aber der Sound könnte glattgebügelter gar nicht sein. Die für diese Musikrichtung so wichtigen Ecken oder gar Kanten sucht man vergeblich. Zu allem Überfluss handeln die flachen Texte wie immer nur von Beziehungen, Mädchen, Nazi Raus-Aufrufen, kleinen Schweinereien und Party-Saufgelagen. 08/15 also, und das Reimschema geht ebenfalls mal wieder nach dem Motto "Reim dich oder ich fang dich" vor. Gähn.
Natürlich unterscheiden sich Spn-X abgesehen von der Sprache auch nicht wirklich von Gruppen wie Blink 182, Offspring, Sum 41 oder Green Day. Das musste einfach mal erwähnt werden. Der Kampf um die Teenie-Vorherrschaft hat längst begonnen, und da sind mir die Funpunks wesentlich lieber als alle angepassten N'Sync-Kreaturen dieser Welt.
Doch ich als Mitzwanziger bin halt mit den Ärzten und den Toten Hosen aufgewachsen und habe diese Phase musikalisch wie menschlich bereits mehr oder weniger hinter mir gelassen.
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