laut.de-Kritik

Reim-Plattitüden mit der typischen Till Lindemann-Tiefe.

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Seit gut drei Jahren wird im Studenten-Städtchen Göttingen eifrig Stahl geschmiedet, Silber-Glitter aufgelegt und derbe im Stakkato-Rhythmus das NDH-Tanzbein geschwungen. Nach Oomph!, Megaherz, Eisbrecher und den Hartstahl-Königen Rammstein dürstet es mit Stahlmann der nächsten Marsch-Kapelle nach öffentlicher Anerkennung.

"Quecksilber" ist nach dem selbstbetitelten Debüt bereits das zweite heiße Eisen im Feuer des Niedersachsen-Quintetts. Leider wird das in den letzten Jahren ziemlich festgefahrene Genre mit dem neuerlichen Output der NDH-Blue Man Group in Silber nur noch tiefer in den Graben gefahren, anstatt für innovativen und frischen Wind zu sorgen.

Zwar schürt der mystische und für NDH-Verhältnisse ungewohnt schleppende Opener "Engel der Dunkelheit" gleich zu Beginn die Hoffnungen, doch spätestens das monotone Standard-Gestampfe auf "Spring Nicht" und das Rammstein-Einmaleins auf "Tanzmaschine" ersticken jene alsbald im Keime.

Ohne rollendes "r", aber mit typischer Lindemann-Tiefe brummt Sänger Mart Reim-Plattitüden ins Mikro, die sich primär mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen, jedoch aufgrund ihrer stumpfen Aneinanderreihung genauso schnell wieder aus der Ohrmuschel verschwinden, wie sie ihren Weg hinein fanden.

Der Versuch, sich mit melodischen Parts vom Einheitsbrei der Branche abzuheben, scheitert ebenso kläglich, wie dasselbe Vorhaben durch verstärkten Einsatz von Elektro-Elementen. Zu durchsichtig schwimmen Allerwelts-Harmonien auf unruhiger See und zu wahllos wirft der Fünfer anorganische Frickeleien in die Runde. Durchdacht, homogen und strukturiert klingt irgendwie anders.

Am ehesten schafft es noch "Diener", sich mit groovendem Beat und abweichendem Songwriting anerkennendes Schulterklopfen zu verdienen. Mehr bleibt allerdings nicht hängen auf einem Werk, das einwandfrei produziert und nicht minder qualitativ hochwertig eingespielt wurde; leider aber den musikalischen Nährwert eines Knäckebrots bietet, das obendrein von Gleichgesinnten in der Vergangenheit schon dicker und schmackhafter bestrichen wurde.

Trackliste

  1. 1. Engel Der Dunkelheit
  2. 2. Spring Nicht
  3. 3. Tanzmaschine
  4. 4. Asche
  5. 5. Mein Leib
  6. 6. Am Grunde
  7. 7. Goetter
  8. 8. Schmerz
  9. 9. Diener
  10. 10. Tanzmaschine (Club Remix)

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