laut.de-Kritik
Perfekt für Sitzblockaden in Hausarzt-Wartezimmern.
Review von Kai ButterweckKeine Frage, Stanfour waren immer mehr Pop als Rock, mehr BRAVO als VISIONS und mehr The Dome als Highfield. Was die smarten Nordseeinsulaner aber dennoch vom Großteil ihrer nationalen Schmuserock-Kollegen unterschied, war der leichte Übersee-Flair, der der Combo vor allem durch das markante Organ von Sänger Konstantin Rethwisch stets die eine oder andere Tür in den hiesigen Indierock-Clubs öffnete.
Selbst als die Nordlichter vor drei Jahren auf ihrem Zweitwerk "Rise And Fall" so ziemlich jegliche Verzerrstufen aus ihren Amps entfernten, konnten sie den fehlenden Kick mit überdurchschnittlichen Arrangements und Songstrukturen weitgehend ausgleichen. Mit ihrem dritten Streich "October Sky" geht das Quintett aber einen Schritt zu weit.
Mit reichlich anorganischem Getöse biedertsich jeder der zwölf Songs instrumentell mit aller Macht den derzeitigen Airplay-Gepflogenheiten an. E-Drums, Samples, stapelweise Synthies und Hall-lastige Vocals: selbst die Akustische, die in Songs wie "Learning To Breathe" oder "Beautiful" für handgemachte Atmosphäre sorgen soll, klingt, als hätte man ihr eine Klaviatur aufs Griffbrett genagelt.
Der Stanfour typische Drama-Vibe, dem die Jungs auch anno 2012 verfallen sind, macht in punkto Druck und Ausdruck leider nur wenig an Boden gut. Zu geschniegelt, kalkuliert und aufgeweicht präsentiert sich "October Sky" als Ganzes. Nur selten entstehen Momente mit Ecken und Kanten.
"Rule The World" ist einer dieser Lichtblicke. Mit beschwingten Rhythmen, der Ukulele im Arm und einer Handvoll Handclaps im Gepäck, reduzieren Stanfour den instrumentalen Background auf das Wesentliche und erreichen damit genau das, was dem Großteil des Restmaterials fehlt: Nachhaltigkeit. Auch der 80s-Synthie-Pop-Vierminüter "Won't Break Me" drängelt sich mit einprägsamer Gesangsarbeit und halber-Kraft-Instrumentierung in den Vordergrund, während "Strange Lights" mit gezupftem Banjo und "Bombay" mit Reggae-Elementen für kurzweilige Unterhaltung sorgen.
Der überproduzierte und blutleere Rest driftet allerdings an einem vorbei. Es sei denn, man steht auf lange Nachmittage in Aufzügen gängiger Einkaufszentren oder endlose Sitzblockaden in Hausarzt-Wartezimmern. Denn dafür ist "October Sky" wie gemacht.
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