laut.de-Kritik
Schielt allzu eindeutig auf die Kohle Minderjähriger.
Review von Jens BrüggemannHier ist es also, das lang ersehnte "Star Search - The Voices"-Album. Die deutsche Musikindustrie verspricht sich einiges von dieser Platte: "Grosse Competition", Klingeltöne, Fanartikel für jeden. Und vorn drauf prangen sie: Die vermeintlichen Stars in spé. Nach Lucy, Jessica und Nadja, nach Giovanni, Indira und Shaham, nach Alexander und Daniel möchten nun Jean-Pierre, Thomas und Tesireé auf sich aufmerksam machen. Bloß: wer soll sich all die Namen merken?
Leider sucht man eigene Kompositionen der Jung-Künstler vergebens. Durchweg handelt es sich bei den 17 Tracks auf der Scheibe um Cover-Versionen meist allgemein bekannter Stücke. So auch die gemeinsam eingesungene Nr. 17: "Every Single Star", die textlich ein bisschen an ein neues "Kinder-Mut-Mach-Lied" erinnert. Sie ist der Abklatsch eines gefloppten Songs ("Every Little Star") des Teen Stars Pierre. Die vermutlich letzte Cover-Version.
Insgesamt ist ein Großteil der instrumentalen "Leistung" einem Computer in die Schuhe zu schieben. Dadurch wirken die Stücke sämtlich wie ein eher billiges Kunstprodukt; jedenfalls bringen sie nicht das dichte Feeling rüber, das viele der Originale vorgegeben hatten. Unter'm Strich klingt das Ganze soundmäßig zu voreingestellt und viel zu dünn. Das ist schade, denn die Künstler-Rohmasse ist sicherlich nicht ganz ohne.
Die einzelnen Stücke sollen wohl genau das beweisen, was aber wegen der lieblosen Produktion nicht so ganz funktioniert. Wenn man beispielsweise "Wicked Game" von Chris Isaak im Kopf hat, ist die Version von Martin Kesici einfach nur klein. Das im Original schön schmachtende "Against All Odds" trägt Stefanie Krämer ebenfalls mit viel zu wenig Inbrunst vor. Gutes Beispiel ist "You're The Voice". Hier hat man das Gefühl, Thomas Wohlfahrt wisse, was er singt. Stimmt die Musik aber nicht, muss der Gesang schon sehr gut sein ...
Die CD liegt gut in der Hand, im Player nicht. Das liegt vornehmlich am schwächlichen, elektronischen Soundsetting und der Gesamtaufmachung, die allzu eindeutig auf die Kohle Minderjähriger schielt. Vielleicht sollte man parallel zur derzeit allgegenwärtigen Star-Suche noch eine "Musician-Search" inszenieren. Damit die vielen neuen Gesichter auch mal was Neues singen können.
Noch keine Kommentare