laut.de-Kritik
Ohne Gitarren und Drums auf neue Weise eindringlich.
Review von Markus KilianAuf "Hinter meinen Träumen" interpretiert Sven Louis Manke, Frontmann des 2003 gegründeten Rock-Pop-Quartetts, Songs aus dem Bandrepertoire der letzten Dekade zu akustischer Begleitung. Während der drei Studiotage saß wieder Henning Verlage an den Reglern, der nicht nur bereits beim Graf von Unheilig, sondern zuletzt auch schon bei Staubkind die Knöpfe gedreht hatte.
Zur reduzierten Klangkulisse stimmt Manke sorgsam ruhigere Töne an. Stellenweise steigert dies jedoch gerade die Intensität seines kratzigen, voluminösen Stimmorgans, das sich schnell in das Geflecht von Piano, Gitarre und Streicher einlebt. Schon die ersten Aufnahmen klingen erfrischend nah – die kammermusikalische Untermalung bringt Gesang und Text in gesteigerter Konzentration ans Ohr.
Befreit von schmutzigen Gitarren-Einwürfen und lauten Drumset klingt Staubkind somit auf eine andere Weise eindringlich. Immer wieder treten die Violinen mit kleinen Soli selbstständig aus dem akustischen Ensemble hervor, genauso ergänzen Melodien des Klaviers den Gesang stimmig.
Insgesamt lassen Tempo, Instrumentation und Songstruktur allerdings im Laufe der Scheibe doch relativ stark an Varianz und Dynamik vermissen. So zeigt schon der Opener "Angekommen", wie die meisten Songs funktionieren: Reduzierte Strophen, Refrains mit Tutti und steigerungsfreudige Bridges reihen sich recht spannungsarm im Andante aneinander. Während einer guten Dreiviertelstunde Laufzeit verwandelt sich so eingängig schnell in eintönig. Schon bei früheren Staubkind-Platten wirkte der Liedaufbau zu schematisch. Auch im reduzierten Instrumentarium hätte man sich mehr Varianz gewünscht, so hätten beispielsweise ein paar Bläser der Akustiktapete sicherlich nicht geschadet.
Die Ich-und-Du-Lyrik wankt häufig zwischen authentisch und kitschig, wirkt allerdings im Gesamtbild mitunter austauschbar und transparent. Zeilen wie "Du lässt mich sein, wer ich bin / du gibst meinen Träumen Sinn" ("Wunder") alternieren mit "Du hattest viele Glücksmomente / doch mit der Zeit sind sie verstaubt", was Manke im balladesken "Deine Zeit" formuliert. Der Song sticht als albumfrische Neukomposition aus den umarrangierten Klassikern heraus.
Etwas schwungvoller zeigt sich die Version von "Das Beste kommt noch", die sich mit munteren Gitarrenriffs vom sonstigen Slow-Beat unterscheidet. Schwere Streicherklänge bietet dagegen "Mit Kinderaugen", das über die kompakte Piano-Kulisse flimmert und sinnvoll mit Mankes Raubeinstimme interagiert.
Ein Gesamturteil fällt schwer, denn allein funktionieren die Songs allesamt und unterhalten durchaus als akustischer Gegenpol zum gewohnten Staubkindkostüm. Im Ganzen erscheint das musikalische Material für ein ganzes Album allerdings zu kontrastarm. Letztlich wird der Platte ihre Länge zum Verhängnis.
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