laut.de-Kritik

Griechischer Pop zwischen Beach House und Sade.

Review von

Stella, die Musikerin, die sich mit dem griechischen Buchstaben Sigma schreibt: Manche kennen vielleicht ihren Song "The Break" aus der Netflix-Serie "Emily in Paris". Fünf Jahre ließ sie sich Zeit mit dem Schreiben von "Adagio", es ist ihr fünftes Album, ihr zweites auf Sub Pop und der Titel ist Programm: In der Musik steht der Begriff Adagio für eine der ältesten Tempobezeichnungen – langsam oder ruhevoll. Und so wird im gleichnamigen Opener die Philosophie der Langsamkeit besungen und umarmt.

Die Songs umhüllen wiederum die Hörerinnen und Hörer mit psychedelischer Wärme und poppiger Leichtigkeit. Percussions, die federleicht die Melodien streicheln und Synths, die den Tracks eine schimmernde Atmosphäre verleihen, machen "Adagio" zu einer anmutigen wie aparten musikalischen Meditation über Ruhe, Zeit und Sehnsucht – reduziert auf das Wesentliche.

Stellas Musik strahlt eine entrückte wie entspannte Zeitlosigkeit aus, ähnlich des melancholischen Brazil Bossa Nova einer Astrud Gilberto (ein Song heißt dann auch passenderweise "Baby Brazil"). Es katapultiert einen auf eine griechische Insel (im instrumentalen "Corfu" wird man von einer Art griechischer Gitarre bezirzt) und erstmals singt Stella Chronopoulou auf zwei Songs in ihrer Muttersprache.

Im sehnsüchtigen "Omorfo Mou", das frei übersetzt "meine Schöne" bedeutet sowie eine Coverversion des griechischen New-Wave-Klassikers "Ta Vimata" von Litsa Sakellariou aus dem Jahr 1969. Die entschleunigten Sounds erinnern zudem an Beach House oder die elegante Samtheit einer Sade.

Stella, inzwischen einer der bekanntesten und beliebtesten Musikacts des modernen Griechenlands, wuchs in einem Vorort von Athen auf und konnte dort sowohl den Blick auf das Meer als auch auf die umliegenden Berge genießen. Schafe und Ziegen waren ihr Wecker, die Kindheit frei von Smartphones und Terminen. Diese ruhige Zeit verarbeitet sie nostalgisch und empfindsam auf "Adagio", das ein Liebesbrief an ihre eigene Kindheit ist und ein Hoffnungsschimmer für alle anderen Erwachsenen.

Trackliste

  1. 1. Adagio
  2. 2. Ta Vimata
  3. 3. Omorfo Mou
  4. 4. Baby Brazil Feat. Las Palabras
  5. 5. Can I Say
  6. 6. 80 Days
  7. 7. Too Poor
  8. 8. Corfu
  9. 9. Caravan

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